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Intersektorales Gesundheitszentrum in Havelberg geplant

Magdeburg/Havelberg. Am ehemaligen Krankenhaus-Standort Havelberg könnte stufenweise ein intersektorales Gesundheitszentrums (IGZ) entstehen. Die ersten Überlegungen und Eckpunkte dazu stellte Hans-Joachim Fietz-Mahlow, Geschäftsführer der Salus gGmbH, am Donnerstag (3. Juni 2021) in Havelberg vor. Ziel ist eine wohnortnahe Gesundheitversorgung, die neben ambulanten Angeboten auch eine pflegerische Rund-um-die-Uhr-Betreuung mit ärztlicher Rufbereitschaft und telemedizinischer Anbindung umfasst.


Das Modellvorhaben wird unter dem Dach der Salus-Praxis in enger Abstimmung mit regionalen Akteur*innen der ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung, Kostenträgern, der Kassenärztlichen Vereinigung sowie weiteren Partner*innen entwickelt. „Vorbehaltlich der detaillierten konzeptionellen Ausarbeitung ist vorgesehen, mit einem Medizinischen Versorgungszentrum zu starten. In der zweiten Ausbaustufe sollen pflegerische Übernachtungsbetten mit ärztlicher Rufbereitschaft sowie fachtherapeutische Angebote folgen. Durch Kooperationen mit den niedergelassenen Ärzt*innen und Notärzt*innen vor Ort, den Krankenhäusern in der Umgebung sowie telemedizinischer Flankierung ist ein für den ländlichen Raum wegweisendes Projekt geplant. Als Standort präferieren wir das ehemalige Krankenhaus Havelberg.“


Mit dem intersektoralen Gesundheitszentrum wird ein Modell avisiert, das die wohnortnahe Grundversorgung mit allgemeinmedizinischen und internistischen Angeboten sichert, wobei tageweise auch die Einbeziehung  weiterer Fachdisziplinen vorgesehen ist. Zielgruppe der perspektivisch geplanten Bettenabteilung sind vor allem Patient*innen, die im Zuge ambulanter Behandlung einen erhöhten Überwachungs- und Pflegbedarf haben. Dazu zählen u.a. auch ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen. Es könnte sich beispielsweise um eine alleinstehende Witwe mit entgleistem Diabetes mellitus handeln, die noch nicht nach Hause zurück kann, weil dort niemand für sie sorgt. Sie braucht jedoch kein Krankenhaus mit komplexer Infrastruktur und 24-stündiger Fachärzt*innen-Präsenz, sondern für einige Tage eine medizinische und pflegerische Betreuung. Das IGZ würde somit eine Lücke zwischen ambulanter und vollstationärer Versorgung schließen. Während Pflegefachkräfte rund um die Uhr für die Patient*innen sorgen, agieren die Ärzt*innen während der Sprechzeiten und in Rufbereitschaft. Durch Kooperationen mit den niedergelassenen Haus- und Fachärzt*innen, Notärzt*innen, dem Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst sowie den sechs Krankenhäusern im Umkreis von 45 Kilometern wäre zugleich eine hohe Versorgungssicherheit und regionale Vernetzung gewährleistet. Anspruchsvolle medizinische Versorgung soll auch durch telemedizinische Vernetzung gewährleistet werden. Zu weiteren Optionen der Zukunft gehört in Abhängigkeit vom Bedarf die modulare Erweiterung des IGZ durch fachtherapeutische Angebote (z.B. Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie). 


Wie Hans-Joachim Fietz-Mahlow erklärte, sei in den zurückliegenden Wochen noch einmal intensiv an einer Anlayse der regionalen Versorgungssituation gearbeitet worden. Auf dieser Basis werde nunmehr das konkrete Konzept entwickelt. „Um unabhängige und fachlich determinierte Bewertungen vornehmen zu können, nutzen wir dabei auch die gutachterliche Expertise eines erfahrenen Beratungsunternehmens,“ verwies der Salus-Geschäftsführer auf das zentrale Anliegen, eine nachhaltige und qualitativ hochwertige Grundversorgung zu sichern. „Wir wollen nicht in den Wettbewerb mit anderen Leistungsanbietern treten, sondern tatsächlich bestehende Versorgungslücken schließen. Es geht um Win-Win-Effekte für alle Beteiligten“, machte Fietz-Mahlow auch auf die zahlreichen Gespräche aufmerksam, die in diesem Sinne bereits geführt wurden. „Wir denken konsequent aus dem Blickwinkel des Patienten und seines Versorgungsbedarfs, nicht in starr abgegrenzten ambulanten oder stationären Schubladen.“ Die Ausarbeitung des Konzepts werde wie angekündigt bis August 2021 abgeschlossen sein. „Es sind weitere Gespräche mit potenziellen Koooperationspartnern zu führen sowie viele rechtliche und wirtschaftliche Fragestellungen zu klären."

 
Staatssekretärin Beate Bröcker, Aufsichtsratsvorsitzende der Salus Altmark Holding, begrüßte die vorgestellten Eckpunkte und erklärte: „Wir wollen das Projekt als Modellvorhaben entwickeln, das auch für andere ländliche Regionen mit vergleichbaren Herausforderungen wegweisend sein kann. Ambulante Gesundheitszentren, in denen Patienten nach dem Hybrid-Prinzip auch über Nacht betreut werden können, sind eine neue Versorgungsform. Aus meiner Sicht können sie einen wichtigen Beitrag leisten, um bedarfsgerechte Patientenversorgung, Qualität und Wirtschaftlichkeit bestmöglich miteinander zu vereinbaren.“