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Flirtkurs 55+: Über die Partnersuche zwischen Wunsch & Wirklichkeit

Mit der Aufführung „Blütenträume“ überzeugt die Pretzscher Theaterlaienspielgruppe erneut durch Schauspieltalent. Foto: Theatergesellschaft Dübener Heide e.V.

Bad Schmiedeberg/OT Pretzsch. Zur Theaterlesung „Blütenträume“ sind Kulturfreunde der Region am Freitag, den 29. Juni 2018, um 19 Uhr in den Schlossbezirk Pretzsch eingeladen. In dem Stück von Lutz Hübner -  einem der meistgespielten Gegenwartsautoren Deutschlands –  begegnen sich einsame, aber höchst unterschiedliche Charaktere der Generation 55+ in einem Flirtkurs der örtlichen Volkshochschule,  um ihre Partnersuche zu professionalisieren.  Als Protagonisten agieren Pretzscher Bürgerinnen und Bürger, die das Bühnenspiel unter der Regie von Ilona Knobbe und Rainer Gohde von der Theatergesellschaft Dübener Heide e.V. einstudiert haben. Wer an ihren zwiespältigen Erfahrungen zwischen Persönlichkeitsprofilen, Speed-Datings & Co. teilhaben möchte, ist zur Aufführung im Kulturhaus des Pretzscher Schlossbezirks herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei, um eine Spende zugunsten der Pretzscher Kulturförderung wird gebeten. Weitere Veranstaltungstipps unter www.schloss-pretzsch.de.

Hintergrundinformation:
„Blütenträume“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz (Koautor), Auftragswerk des Theater Essen, Uraufführung: 16.09.2007, Theater Essen, erschienen im Verlag Hartmann & Stauffacher:
„Die Bewirtschaftung moderner Einsamkeit hat sich zu einem stattlichen Geschäft entwickelt. Die zwischen-menschliche Kontaktaufnahme, vor allem jene mit dem Ziel der Errichtung zumindest temporärer Lebensgemeinschaften, scheint immer unmöglicher zu werden, weshalb das Dienstleistungsgewerbe zunehmend erfindungsreich wird bei der Kreation neuer Werkzeuge und Methoden, die Abhilfe schaffen sollen. Nicht mehr Blumenstrauß und Klammerblues dominieren das Werben der Geschlechter, sondern Persönlichkeitsprofile, Speed-Datings und Flirt-Strategien. Und die führen wahlweise Menschen zusammen, die sich möglichst ähnlich oder am besten völlig verschieden sind. Offenbar haben viele Mittdreißiger dies längst als normale Gegebenheit akzeptiert, ebenso, wie sie gewohnt sind, sich bei der Jobsuche den absonderlichsten Persönlichkeitsverbiegungen zu unterwerfen. Aber auch Frauen und Männer über 60 können sich gezwungen sehen, das Ende des Alleinseins mit Hilfe professioneller Mittel herbeizuführen. Die Partner sind weggeschieden oder gestor-ben, und die Familie bietet in der westlichen Welt für sie ohnehin keinen Schoß mehr. Sie möchten sich nicht »zur Ruhe setzen«, ganz im Gegenteil sind sie voller Elan. Aber ihre Energie und Kompetenz werden nicht mehr gebraucht. In BLÜTENTRÄUME versammelt Lutz Hübner Menschen aus eben dieser »post work«-Lebensphase. In einem VHS-Kurs wollen sie den Zeichen der Zeit endlich folgen und ihre Suche professionalisieren. Anfängliche Offenheit und verhaltene Euphorie schwinden jedoch immer mehr. Nicht nur erweist sich Kursleiter Jan als wenig kompetent. Auch wird immer klarer, dass die Alten mit dieser Ausprägung einer modernen Welt nicht klarkommen können – und wollen. Jäh endet die volkshochschulische Bemühung, aber dann scheint es, als würde eine ganz eigene Utopie der Ü60er geboren.“ (Verlag Hartmann & Stqauffacher)