„Hilfe, ich werde in der Schule geschlagen!“

Johannes hat Angst. Angst, was heute wieder in der Schule passieren wird.

Max, sein Klassenkamerad, hat es seit längerem auf ihn abgesehen – jeden Tag aufs Neue. Heute Nachmittag steht der Deutschunterricht an, die Klassenarbeiten werden korrigiert zurückgegeben. Auf der einen Seite hofft Johannes erneut auf eine 1, seine Eltern werden stolz auf ihn sein und vielleicht belohnen. Auf der anderen Seite weiß er ganz genau, dass es nach dem Unterricht wieder so weit ist: „Johannes, du hast einfach keine Freunde und Hobbys. Deswegen lernst du den ganzen Tag. Du bist so ein blöder Streber!“, wird es von Max und seiner Clique heißen. Johannes glaubt, dass Max einfach nur neidisch auf seine guten Noten ist.

Vor etwa einem Monat hat Johannes schließlich all seinen Mut zusammengenommen und sich mit Worten gewehrt. Damit hat er Max ziemlich blöd vor der gesamten Klasse dastehen lassen. Nach diesem Vorfall hoffte Johannes auf Besserung. Aber es ist alles nur noch schlimmer geworden: Seitdem wird er nicht nur verbal attackiert. Neulich auf dem Schulhof hat Max ihn das erste Mal geschubst und getreten. Johannes verstummte und bekam keinen Laut mehr heraus. Er riss sich zusammen, unterdrückte die Tränen und rannte weg, begleitet vom schallenden Gelächter der anderen.

Max hat seitdem Gefallen daran gefunden: Fast jeden Tag muss sich Johannes vor Schikane und Prügel fürchten. Zurückschlagen möchte er nicht: Er hat Angst, den Kürzeren zu ziehen. Er ist überzeugt, dass Gewalt nicht richtig ist und Konsequenzen nach sich zieht. Und er will nicht, dass seine Eltern davon erfahren und enttäuscht sind. Johannes weiß einfach nicht mehr weiter.

  • Wenn es plötzlich knallt

    Johannes steht mit seinem Problem nicht allein da. Viele Kinder werden aus den verschiedensten Gründen Opfer von verbalen und körperlichen Attacken. Diese nagen und zehren am Selbstbewusstsein, es kommt zu einem Teufelskreis: Die Opfer werden immer stiller, die Angreifer*innen immer rabiater.

    Aber: Niemand muss sich mit so einer Situation abfinden. Auch ein Schulwechsel ist hier zunächst kein geeignetes Mittel. Um körperliche Angriffe, Beleidigungen, Ausgrenzung und andere Formen der Gewalt zu stoppen, gibt es andere Möglichkeiten.

    Erst einmal solltest du aber verstehen, was Gewalt alles sein kann.

  • Welche Formen von Gewalt gibt es?

    Man unterscheidet grundsätzlich zwischen physischer, also körperlicher, und psychischer Gewalt. Letztere wird auch emotionale Gewalt genannt.

    Unter körperlicher Gewalt versteht man alle Formen von Gewalt, die unmittelbar den Körper betreffen. Wenn du also zum Beispiel geschlagen, geschubst, getreten oder gekniffen wirst, ist das physische Gewalt.

    Bei psychischer Gewalt wird niemand körperlich angegriffen. Dennoch kann sie tiefe Spuren hinterlassen. Wenn man beleidigt, angeschrien, bedroht oder ausgegrenzt wird, ist das psychische Gewalt. Obwohl sie schwerer greifbar und nicht so offensichtlich ist wie körperliche Vergehen, darf sie nicht unterschätzt werden. So wird dir bereits emotionale Gewalt angetan, wenn du unter Druck gesetzt oder sogar erpresst wirst. Das kann sich beispielsweise so anhören: „Wenn du das nicht machst, dann werde ich dir etwas antun.“

    Manchmal neigen Mitmenschen dazu, psychische Gewalterfahrungen zu verharmlosen. „Sei nicht so empfindlich“ oder „Reiß´ dich mal zusammen“, heißt es dann. Das ist schlimm, denn: Oft lassen sich Betroffene davon so sehr einschüchtern, dass sie gar nicht mehr über die Vorfälle sprechen und alles in sich hineinfressen.

  • Was kannst du tun, wenn du Opfer von Gewalt in der Schule geworden bist?

    Ganz wichtig: Versuche, erst einmal Mut zu fassen und mit jemandem darüber zu sprechen – am besten mit erwachsenen Personen wie deinen Eltern oder deinem*deiner Vertrauenslehrer*in in der Schule! Nur so kann dir geholfen werden, aber auch deinen Mitmenschen oder Mitschüler*innen, die vielleicht ebenfalls Opfer von Attacken geworden sind oder werden könnten.

    Das hat nichts mit Petzen zu tun. Vielmehr ist hier deine Zivilcourage gefragt. Das heißt, mutig zu sein und auch anderen bei Konflikten und Gewalttaten zu helfen. Niemand hat das Recht, jemanden körperlich und seelisch zu verletzen! Indem du etwas gegen den Täter tust, schützt du nicht nur dich, sondern auch andere mögliche Opfer.

  • Wenn dir zu Hause wehgetan wird

    Manchmal kann es auch passieren, dass dir zu Hause wehgetan wird. Gewalt in der Familie ist leider kein Einzelschicksal. In diesem Fall kann ein Gespräch mit einem*einer Lehrer*in oder Schulsozialarbeiter*in, dem*der du vertraust, sehr sinnvoll sein.

    Lehrer*innen haben eine sogenannte Fürsorgepflicht. Das heißt: Sie sind für dich da und setzen sich für dein Wohl ein. Daher stehen deine Lehrenden auch in der Pflicht, mit deinen Eltern zu sprechen, wenn es dir zu Hause nicht gut geht.

    Leider gibt es auch Fälle, in denen Kinder die Lehrer*innen aus Angst bitten, nicht mit den Eltern Kontakt aufzunehmen. Vielleicht geht es dir genauso. Denke aber daran: Es kann nur besser werden, wenn man etwas tut. Dein*e Lehrer*in oder der*die Schulsozialarbeiter*in unterstützen dich dabei. Versuche, deine Angst zu überwinden!

  • Welche Hilfe bietet Salus?

    Wenn du Opfer von emotionaler oder körperlicher Gewalt geworden bist, kann es sein, dass es dir längere Zeit sehr schlecht geht. Vielleicht schaffst du deine schulischen Aufgaben nicht mehr, ziehst dich zurück und willst mit niemandem mehr etwas zu tun haben. Oder du wirst selbst aggressiv, schwänzt die Schule und greifst zu Drogen. Wie dem auch sei: Manche seelischen Probleme lassen sich nicht so einfach überwinden. Wenn du mit einer*einem Berater*in beim Jugendamt oder mit einem*einer Ärzt*in darüber sprichst, können sie dir bei Bedarf eine Hilfe bei Salus empfehlen. Wir bieten dir dann durch unsere Experten professionelle Unterstützung und Beratung an. Wir werden mit dir sprechen, dich untersuchen und dir dann verschiedene Betreuungs- oder Behandlungsmöglichkeiten ans Herz legen, wenn es erforderlich ist.

    Wenn du zu Hause von Gewalt betroffen bist, bieten wir beispielsweise betreutes Wohnen an. Manchmal kann auch eine psychologische Einzelbetreuung gut für dich sein.  

    Außerdem bietet Salus in Dessau, Salzwedel, Stendal und Wittenberg tagesklinische Therapien an. Hier verbringst du den Tag mit anderen Kindern und Jugendlichen, die ähnliche Probleme haben. Bei tiefgreifenden psychischen Erkrankungen kann auch eine Behandlung in einer unserer kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken in <link kliniken-einrichtungen-leistungen/fachklinikum-bernburg/kliniken-leistungen/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie/klinik-fuer-kinder-und-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie/ - - "Opens internal link in current window">Bernburg</link> oder Uchtspringe sinnvoll sein. In jedem Fall werden deine Eltern oder andere wichtige Bezugspersonen in die Behandlung einbezogen, damit die ganze Familie lernen kann, das gemeinsame Leben künftig besser zu gestalten.

     

  • Gib Gewalt keine Chance – fass Mut!

    Gewalt an Schulen oder häusliche Gewalt sind leider keine Seltenheit. Bevor Situationen eskalieren, ist es wichtig, das Gespräch mit vertrauten Personen zu suchen. Nur so kann sich deine Lebenssituation verbessern. Damit beendest du nicht nur das leidvolle Erleben für dich, sondern schützt eventuell auch deine Mitschüler*innen, die ebenfalls davon betroffen sein können. Oder du gibst den Anstoß, damit es in deiner Familie künftig wieder harmonischer zugehen kann.

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