Das Smartphone als Tor zur digitalen Welt

von Bianka Kahl

Wenn Kinder und Jugendliche online gehen, kann das viele Gefahren bergen

Wer heute Kind oder jugendlich ist, der gehört zu den sogenannten "digital natives": Die elektronischen Geräte sind überall, von Anfang an, und von klein auf geht man damit ganz natürlich um. Das Computerspiel des Freundes, das Tablet der großen Schwester, das Smartphone der Eltern. Es ist fast unmöglich und auch nicht sinnvoll, Kinder von den neuen Medien fernzuhalten. Für Jugendliche gehören sie dann zum Alltag.

Schon in der Grundschule spielen Chats und soziale Medien eine wichtige Rolle. Spätestens das erste eigene Smartphone öffnet das Tor in die Welt des Internets, der Computerspiele und Nachrichtendienste. Es ist eine Welt der Information, der Unterhaltung und sozialen Gemeinschaft. Doch das Smartphone öffnet auch das Tor für viele Risiken und Gefahren. Klare Regeln für das eigene Gerät sind daher unumgänglich.

"Etwa ab 12 Jahren halte ich ein Kind für reif genug, um verantwortungsvoll mit einem Smartphone umzugehen", sagt Sigrun Leine, Leiterin des Kinder- und Jugendheims Schloss Pretzsch. "Davor nimmt es einfach zu viel von der Zeit weg für viele andere Beschäftigungen, die für die Entwicklung der Kinder sehr wichtig sind." Doch auch Jugendliche sollten ihrer Ansicht nach am Abend ihr Telefon abgeben. Bis spät in die Nacht am Handy zu spielen, sorge nämlich nur für Aufregung und hindere daran, rechtzeitig einzuschlafen. Zudem rät Sigrun Leine immer zu festen Zeiten für die Nutzung.

Doch der unruhige Schlaf ist leider nicht die einzige Gefahr rund um das eigene Smartphone. Wer ins Internet geht, Musik herunterlädt, Videos anschaut und Computerspiele nutzt, kommt auch in Kontakt mit der Darstellung von Sexualität und Gewalt. Es braucht persönliche Reife, um sich selbst vor dem zu schützen, was man nur schwer verkraftet. Die Jugendlichen senden sich möglicherweise auch untereinander Nachrichten mit unangemessenen Inhalten.

Eine große Gefahr sieht Sigrun Leine zudem im sogenannten Cybermobbing oder Cyberbullying. Dies bedeutet, dass jemand im Internet lächerlich gemacht, gedemütigt oder sogar bedroht wird. Man kann seinen Kindern raten, selbst zum Beispiel keine Nacktfotos von sich zu versenden. Doch man kann nicht verhindern, dass andere eventuell Bilder von der Pyjamaparty oder von Peinlichkeiten auf der Klassenfahrt online stellen.

"Hier hilft nur Aufklärung", rät die Expertin. "Mit Verboten oder strenger Kontrolle werden Sie Ihre Kinder nicht schützen können." Wichtig ist, dass sich Eltern selbst gut mit den neuen Medien auskennen und mit ihren Kindern über die Gefahren sprechen. Dabei sollte die Eigenverantwortung der Kinder gestärkt werden. Ein gesundes Misstrauen und kritisches Hinterfragen sind unerlässlich. Wie im richtigen Leben sollten auch online Freunde gegenseitig aufeinander achten. Dass man sich nicht beteiligt, wenn anderen Schaden zugefügt wird, muss selbstverständlich werden. Vieles ist auch rechtlich verboten und kann bei der Polizei angezeigt werden.

Die Kinder und Jugendlichen müssen aber auch wissen, dass sie sich jederzeit an die Eltern oder eine andere Vertrauensperson wenden können, wenn sie Fragen haben oder sich mit etwas unwohl fühlen. Dies ist zum Beispiel im Zusammenhang mit dem sogenannten Cyber-Grooming wichtig: Es kommt vor, dass Erwachsene in sozialen Netzwerken eine Scheinidentität annehmen. Sie geben sich als verständnisvolle Gleichaltrige aus, um sich das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen zu erschleichen. Auf diese Weise wollen sie zum Beispiel zu einem Treffen oder zu sexuellen Handlungen vor der Internetkamera verführen.

Eltern können sich jederzeit über Beratungsstellen oder Ratgeberliteratur informieren. Initiativen wie Schau hin! (www.schau-hin.info) stellen eine gute erste Anlaufstelle dar und versorgen Interessierte auch mit aktuellen Informationen.

 

Hinweis: Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und erhebt nicht den Anspruch, alle Facetten der komplexen Thematik zu beleuchten.

 

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