Der Frühling hat begonnen, die Sonne gesellt sich wieder häufiger zu uns, es wird wärmer und die Menschen sind – so fühlt es sich zumindest an – glücklicher. Ist das wirklich so und welche Wirkung hat die Sonne auf uns, unsere Psyche und unseren Körper? Darüber haben wir mit unserer Psychologin Karina Baumbach gesprochen.
Macht die Sonne uns wirklich glücklicher?
Vor allem nach der kälteren Jahreszeit, in der wir auch weniger Sonne hatten, wird deutlich, welche Wirkung sie hat. Wir fühlen uns meist ausgeglichener, motivierter, voller Kraft und auch glücklicher, ja. Wir versuchen so viele Sonnenstrahlen zu erhaschen, wie es geht und nehmen durch unsere gesteigerte Achtsamkeit die Wirkung der Sonne intensiv wahr.
Was passiert mit unserer Psyche beim Erhaschen von Sonnenstrahlen?
Unser Körper schüttet jede Menge Hormone aus. Das ist zum einen Serotonin, das Sie vielleicht als Wohlfühlhormon kennen. Es hellt unsere Stimmung auf und wirkt außerdem schmerzhemmend. Zum anderen ist es Dopamin. Das ist ein Neurotransmitter, der in unserem Gehirn Signale an andere Nervenzellen sendet. Das Hormon ist verantwortlich für unsere Motivation, unsere Konzentration und auch für unsere Feinmotorik. Es übernimmt die Weiterleitung unserer Empfindungen und wird z.B. auch beim Musikhören, Sportmachen oder sozialen Interaktionen freigesetzt. Bekannt ist es auch als Glückshormon. Beteiligt ist zusätzlich Noradrenalin, das Achtsamkeit und Konzentration fördert. Dadurch sind wir leistungsstärker. Alle zusammen sorgen dafür, dass wir uns wohler und voller Energie fühlen.
Wir haben Patient*innen, die jetzt im Frühjahr nicht mehr unter saisonal affektiven Störungen – auch Winterdepression genannt – leiden. Etwa fünf Prozent der Menschen sind davon regelmäßig betroffen. Weitere zehn Prozent leiden an einer leichteren Form, dem Winterblues.
Wie wirkt die Sonne sich darüber hinaus auf unseren Körper aus?
Die Sonne ist z.B. für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus wichtig und ein gesunder Schlaf stärkt unser Immunsystem und unsere Konzentration. Außerdem fördern Sonnenstrahlen die Bildung von Vitamin D in unserer Haut. Damit wird unser Immunsystem weniger anfällig und sogar schwerwiegenden Krankheiten kann so vorgebeugt werden. Umso stärker die Sonne im Verlauf des Jahres wird, desto wichtiger ist allerdings auch ein guter Schutz vor ihr. Wenn Sie den Aufenthalt bei Sonnenlicht mit Bewegung kombinieren, tun Sie Ihrem Körper und Geist etwas Gutes. Dafür können Sie sich auch im Schatten aufhalten, denn auch dann wird Vitamin D gebildet.
Die Sonne hat also tatsächlich eine große Kraft. Sie wirkt sich positiv auf unseren Körper und unseren Geist aus und unterstützt uns dabei, gesund zu bleiben oder wieder zu werden. Und bitte vergessen Sie nicht, liebe Leserinnen und Leser, nach Regen folgt auch immer wieder Sonnenschein.