Lachen, Licht und Luft gegen den Montagsblues

von Edda Gehrmann

Stimmt etwas nicht mit mir oder mit dem Montag? Diese Frage kann sich sonntags beim Gedanken an die herannahende Arbeitswoche schon einmal aufdrängen. Die gute Nachricht: Wenn Sie gelegentlich etwas lustlos auf den kommenden Montag blicken, sich mehr Wochenende wünschen und das Aufstehen montags besonders schwer fällt, ist mit Ihnen wahrscheinlich alles in Ordnung. Laut einer Studie der ManpowerGroup Deutschland zur Arbeitsmotivation (2016) sollen sogar 85 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen am so genannten Montagsblues leiden.

Dieses Phänomen beschäftigt sogar die Wissenschaft. Nicht alle Forscher*innen stimmen gleichermaßen in das Klagelied über den Montag ein. Schwedische Wissenschaftler machen den Sonntag für den schlimmsten Durchhänger verantwortlich (weil wir genug Zeit haben, an Montag zu denken). Amerikanische Mathematiker ermittelten den größten Knick am Mittwoch. Doch die meisten von uns verfügen über das untrügliche gefühlte Wissen: Es ist der Montag. Ein Blick auf die internationale Musikszene zeigt, dass wir damit nicht allein sind. I don’t like Mondays, Manic Monday, Blue Monday, Monday on my mind – alles Hits, die es ohne den unbeliebten Wochenbeginn nicht gäbe. 

Achtsamkeit und Mut zur Veränderung

Warum ist das so? Es liegt auf der Hand, dass jemand, der unglücklich mit seinem Job ist oder gerade besonderen Druck im Beruf verspürt, den Montag eher missgestimmt kommen sieht. Dipl.-Psychologin Karina Baumbach von der Salus empfiehlt Menschen in dieser Situation, ihre eigenen Bedürfnisse sehr achtsam wahrzunehmen, sowohl die körperlichen als auch die seelischen. „Ein großer Anteil der Stressspirale ist subjektiv. Wer daraus aussteigen möchte, sollte den Spieß umdrehen und sich fragen: Wie will ich mich fühlen? Wie kann ich das erreichen? Wo sind meine Spielräume? Es führt kein Weg daran vorbei, für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen“, sagt sie. Dazu gehöre auch, Nutzen und Kosten seiner Tätigkeit zu betrachten. Wer die Kosten langfristig nicht tragen möchte, braucht eine Veränderung, um sich wieder wohlzufühlen. 

Rhythmuswechsel macht sich bemerkbar

Beim weitaus größeren Teil der „Montagsblueser*innen“ steckt jedoch keine generelle Abneigung gegen die Arbeit, sondern eine natürliche, unterschiedlich stark ausfallende Reaktion auf die allwöchentliche Rhythmusänderung zwischen Anspannung und Entspannung dahinter. Selbst Menschen, die ihren Beruf sehr lieben, kommen am Wochenbeginn häufig nicht um ein gewisses Maß an Startschwierigkeiten herum. Denn der Wechsel aus dem Leistungs- in den Freizeitmodus – und umgekehrt – macht sich physisch und psychisch bemerkbar. Zum einen verändert sich das biochemische Wechselspiel im Körper, wenn der Druck nachlässt. Vor allem das „Stresshormon“ Cortisol nimmt ab. Einfach ausgedrückt: das ganze System fährt zurück. Am Montag muss es erst einmal wieder hochfahren. Wie schnell das geht, schwankt individuell ziemlich stark. 
Zum anderen gehen wir am Wochenende meist später ins Bett und schlafen länger. Dadurch verstellt sich die innere Uhr. Die Quittung folgt dann besonders heftig am Montagmorgen. Wer seinen gewohnten Schlaf-Wach-Rhythmus auch sonnabends und sonntags beibehält, könnte den Montagsblues austricksen. Für die „Lerchen“, denen frühes Aufstehen ohnehin nichts ausmacht, mag das praktikabel sein. Die „Eulen“ unter uns allerdings werden wohl eher den Montags-Mini-Jetleg in Kauf nehmen, um mal wieder auf ihre Wohlfühlmenge an Schlaf zu kommen. 

Mit einem Ziel in die Woche starten

Auch Langschläfer sollten allerdings am Montagmorgen den Wecker ein paar Minuten früher stellen, um nicht allzu hektisch in den Tag zu stolpern. Dann bleibt vielleicht sogar noch Zeit für ein kleines Ritual, das die Stimmung hebt, z. B. den Lieblingssong hören und dazu tanzen, ein Gute-Laune-Kärtchen ziehen oder sich mit einer kurzen Morgenmeditation auf die bevorstehenden Anforderungen vorbereiten. Für Letzteres gibt es mittlerweile sogar Apps.
 „Es ist wichtig, mit einem Ziel in die Woche zu starten, Träume und Ideen zu haben und etwas zu organisieren, worauf wir uns freuen“, empfiehlt Psychologin Baumbach. Den Montag sollten wir dabei bewusst einbeziehen, denn er sei der erste Schritt, um unsere Vorstellungen zu verwirklichen. Dabei helfe es, größere Aufgaben in Abschnitte einzuteilen, diese konzentriert abzuarbeiten und zwischendurch kleine Pausen zur Entspannung einzulegen: fünf Minuten autogenes Training, ein paar Dehnübungen, sich selbst achtsam wahrnehmen. Wenn der Montagsblues Karina Baumbach erwischt, was manchmal nach einem zu voll gepackten Wochenende passiert, hält sie es mit den drei L: „Lachen, Licht und Luft“. Sie genießt die Mittagspause mit netten Kolleg*innen und geht, wenn möglich, „eine Runde um den Block“. Und egal, wie stark der kleine Jetleg ausfällt, den Wochenanfang betrachtet die Psychologin stets positiv: „Da beginnt etwas Neues.“
 

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