Ursachenerklärung anhand des Vulnerabilitäts-Stress-Modells

Warum ist es eigentlich so schwer, die Ursachen psychischer Erkrankungen auszumachen? Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell versucht diese Frage zu beantworten.

Ursprünglich für die Erklärung der Ursachen von Schizophrenie entwickelt, eignet sich das Modell auch zur Veranschaulichung von Entstehung und Ursachen der meisten anderen psychischen Störungen. Es zeigt, dass eine psychische Erkrankung ausbrechen kann, wenn zu angeborenen oder erworbenen Anfälligkeiten für psychische Störungen (= Vulnerabilität/Verletzlichkeit) weitere Faktoren wie beispielsweise starke persönliche Belastungen, einschneidende Ereignisse oder schwere Konflikte (= Stress) hinzukommen, die von den Betroffenen als traumatisch erlebt werden.

Wird also eine kritische Grenze an Stress überschritten, kann es bei Menschen mit einem erhöhten Verletzlichkeitsrisiko durch die zusätzliche Belastung zu einer psychischen Störung kommen. Die Ausprägung und der Verlauf der psychischen Krankheit werden dann durch das Verhältnis von Schutz und Risikofaktoren bestimmt. Nur wenn ein*e Psycholog*in oder Psychiater*in bei der Diagnose alle Aspekte des Modells einbezieht und richtig einschätzt, kann für den Betroffenen eine optimale Behandlung durchgeführt werden.

Der Weg zur Diagnose

Jede Krankheit gehört behandelt. Und deshalb sollte sich auch jede*r, der*die psychisch krank ist oder sich krank fühlt, in ärztliche Hände begeben – je früher, desto besser. Nur hier kann die exakte Diagnose erfolgen und die richtige Therapie festgelegt werden. Die Untersuchung erfolgt dabei in mehreren Schritten, die sich gar nicht groß von denen bei dem*der HNO-Ärzt*in oder Orthopäd*in unterschieden.

Zu Beginn werden zunächst in der Anamnese (griech.  Anám sis = Erinnerung) alle relevanten Daten zu akuten Beschwerden, der gesundheitlichen Vorgeschichte, den Lebensumständen und etwaigen Besonderheiten erhoben. Soweit es möglich ist, wird dabei nicht nur der*die Patient*in selbst berücksichtigt, sondern auch dessen Umfeld befragt – sprich Angehörige, Freunde und Arbeitskolleg*innen.

In der Regel erfolgt im Anschluss die Erhebung des psychischen Befunds, der bestimmte Aspekte wie zum Beispiel Wahrnehmung und Denken, Stimmungs- und Gefühlslage sowie Antrieb und Psychomotorik erfasst. Natürlich wird auch eine eingehende medizinische Untersuchung durchgeführt, wie man sie von dem*der Hausärzt*in kennt.

Je nach Symptomatik werden zudem laborchemische, apparative und bildgebende Verfahren eingesetzt. Hierunter fallen beispielsweise Blutanalysen, Computer- oder Magnetresonanztomographie.

Bildgebende Verfahren heute

Unter bildgebenden Verfahren  versteht man apparative Untersuchungsmethoden, die zwei- oder dreidimensionale Bilder von Organen des menschlichen Körpers liefern. Zu den wichtigsten bildgebenden Verfahren, die in der Psychiatrie und Neurologie eingesetzt werden gehören Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT und fMRT) und die Positronen-Emissions-Tomographie (PET).

 

  • Computertomographie (CT)

    Die Computertomographie (CT) wertet Röntgenaufnahmen des Gehirns (oder anderer Körperteile bzw. Objekte) aus, die aus verschiedenen Richtungen aufgenommen wurden. Dadurch kann ein dreidimensionales Bild erzeugt werden. Berücksichtigen bei der Anwendung der Computertomoraphie muss man die Strahlenbelastung, die bis zu 360-mal höher sein kann als bei einer einfachen Röntgenaufnahme.

  • Magnetresonanztherapie (MRT)

    Die Magnetresonanztomographie (MRT) erzeugt Schnittbilder des menschlichen Körpers mit Hilfe von Magnetfeldern und elektromagnetischen Wechselfeldern im Radiofrequenzbereich. Dadurch werden Wasserstoffkerne im Körper so angeregt werden, dass ein kontrastreiches Bild entsteht. Der Vorteil dieser Methode ist u.a., dass der Mensch keiner Röntgenstrahlung ausgesetzt wird.

  • Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)

    Die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) basiert auf dem gleichen Prinzip wie die Magnetresonanztherapie, ist aber in der Lage, physiologische Funktionen - wie z.B. Stoffwechselaktivitäten im Gehirn – darzustellen. Dazu macht man sich die unterschiedlichen magnetischen Eigenschaften von sauerstoffarmen und sauerstoffreichen Blut zu nutze.

  • Positronen-Emissions-Tomographie (PET)

    Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), liefert Schnittbilder des Körpers oder von Körperteilen. Dabei wird dem Patienten eine schwach radioaktiv markierten Substanz injiziert, dank der  dann biochemische und physiologische Funktionen abgebildet werden können. Die Strahlenbelastung für den Patienten kann mit der der Computertomographie verglichen werden.

Sämtliche Texte dieser Rubrik stammen von Christfried Tögel und Peter Wellach.