"Ich will nicht in die Schule!"

Es ist Montagmorgen und der Wecker klingelt schon zum dritten Mal. Stephanie möchte aber nicht aufstehen. Sie fühlt sich nicht gut. Der Bauch tut schon wieder so weh und eigentlich fühlt sie sich noch viel zu müde. Sie konnte gestern Abend ewig lang nicht einschlafen. Zuviel ging ihr durch den Kopf, auch die Angst vor den Albträumen, die in letzter Zeit immer wieder kommen.

„Stephanie, jetzt steh endlich auf und mach dich fertig! Du musst doch gleich zur Schule!“, ruft ihre Mutter. Stephanie hört sie im Flur ungeduldig hin und her laufen. Noch einmal kann sie ihrer Mutter nicht sagen, dass sie Bauchschmerzen hat. Schon letzte Woche durfte sie für ein paar Tage zu Hause bleiben, obwohl ihre Ärztin sagte, dass Stephanie nicht krank sei. „Keine körperlichen Ursachen“, nannte sie es. Dabei gehört ihr Bauch doch zu ihrem Körper, und die Schmerzen sind doch da. Am stärksten sind sie, wenn Stephanie zur Schule gehen muss. Dann wird ihr oft auch übel und schwindlig.

So wie jetzt, wenn sie an den Matheunterricht in der zweiten Stunde denkt. Und an den Rechenwettbewerb, der immer am Anfang der Stunde stattfindet, bei dem sie jedes Mal als letzte noch steht und von den anderen ausgelacht wird. Die Angst vor solchen Situationen in der Schule lässt sie abends nicht mehr einschlafen.

„Ich will da nicht mehr hin!“, denkt Stephanie verzweifelt. Kennst du dieses Gefühl auch?

  • Wenn Schule Angst macht

    Stephanie ist mit ihrer Angst vor der Schule nicht allein. Vielen Kindern und Jugendlichen geht es ähnlich. Und eigentlich ist es völlig normal und in vielen Fällen sogar gut, Angst zu haben. Denn sie warnt vor Gefahren und sorgt für besondere Vorsicht in neuen und unbekannten Situationen. Angst hat fast jeder einmal vor irgendetwas, auch Erwachsene.

    Bestimmte Situationen jedoch, wie beispielsweise Tests und Klassenarbeiten, als letzte*r in eine Mannschaft gewählt zu werden, weil man irgendwie anders ist, aber auch unangenehme Posts von Mitschüler*innen im Internet oder die hohen Erwartungen der Eltern können dazu führen, dass die Angst vor dem Schulbesuch zur Qual wird.

    Manchmal ist es so schlimm, dass der Körper mit Schmerzen reagiert, obwohl bei dem*der Ärzt*in gar keine organischen Ursachen gefunden werden können und die Schmerzen verschwunden sind, sobald  die Kinder nicht mehr in die Schule gehen müssen. So wie bei Stephanie.

    Was und wie sich jemand fühlt, kann sehr unterschiedlich sein: von Kopf- und Bauchschmerzen über Schlafstörungen und ständiger Müdigkeit bis hin zu Konzentrationsproblemen, Herzrasen, Panik und vieles mehr.  

  • Sich zurückzuziehen macht es nur schlimmer

    Nicht in die Schule zu gehen scheint manchmal der einzige Ausweg zu sein. Doch es bewirkt das Gegenteil: Die Angst wird eher größer, je länger du dich vor der Schule drückst. Denn während der Zeit, die du zu Hause bleibst, verpasst du auch viel Unterrichtsstoff, der meistens nur sehr mühsam nachgeholt werden kann. Auch die Probleme mit deinen Mitschülern lösen sich selten in Luft auf. So wird die Rückkehr zur Schule immer schwerer, die Angst wird immer größer und ein Teufelskreis entsteht.

  • Was kannst du gegen deine Angst tun?

    Zuallererst ist es wichtig zu wissen, dass du dich für deine Ängste nicht zu schämen brauchst. Wenn du deine Eltern oder Freunde einmal fragst, können sie dir mit Sicherheit auch einiges darüber berichten!

    Dann gilt es herauszufinden, wovor genau du Angst hast. Die Gründe dafür können nämlich sehr vielfältig sein, zum Beispiel:

    • im Unterricht aufgerufen zu werden und vor einer Gruppe zu sprechen
    • Fehler zu machen
    • von Mitschülern nicht akzeptiert oder ausgegrenzt zu werden
    • mit Worten oder körperlich angegriffen zu werden
    • von einem bestimmten Lehrer oder Mitschüler kritisiert oder schikaniert zu werden
    • die (manchmal zu hohen) Erwartungen der Eltern nicht zu erfüllen
    • in Tests und Klassenarbeiten oder einem Fach durchzufallen
    • sitzen zu bleiben oder sogar von der Schule zu fliegen
    • So verschieden die Gründe für deine Angst sein können,  so unterschiedlich sind auch die Lösungsansätze und die Wege aus der Angst. Eines bleibt jedoch immer gleich: Es ist vor allem wichtig, sich jemandem anzuvertrauen! Sich ein Herz zu fassen und über Probleme zu sprechen  erfordert manchmal Mut, aber du wirst sehen, dass es sich lohnt.

    Denn oftmals können schon diese Gespräche dafür sorgen, dass du dich besser fühlst. Und du kannst mit jemandem gemeinsam nach einer Lösung suchen und deinem Umfeld zeigen, dass es sich bei dir nicht um „null Bock auf Schule“ handelt, sondern um Sorgen und Ängste.

  • Schulangst? Hol dir Hilfe!

    Schulangst, wie sie bei Stephanie auftritt, ist keine Seltenheit. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen zeigen sogar, dass die Angst vor Prüfungen, Sitzenbleiben, aber auch vor bestimmten Personen oder Konflikten in der Schule immer weiter zunimmt. Da viele Ängste nicht ohne Hilfe gemeistert werden können und nur noch größer werden, je länger du wartest, ist es wichtig, dich jemandem anzuvertrauen und gemeinsam Lösungen zu finden. Wichtig ist: je früher Hilfe in Anspruch genommen wird, desto schneller können die Probleme verringert oder sogar ganz beseitigt werden. 

Wo bekommst Du Hilfe?

  • Familie, Freunde und Lehrer

    Häufig hilft es schon, wenn du dir bei jemandem alle Sorgen von der Seele reden kannst. Das könnten beispielsweise deine Eltern oder die Eltern deiner Freunde sein. Hat man einen Verbündeten, der um die Angst Bescheid weiß, wird er versuchen, dir den Rücken zu stärken und eine Lösung zu finden. Im Falle von Mobbing oder Gewalt sollte unbedingt die Schule informiert werden, beispielsweise ein Lehrer, den du sehr magst und dem du vertraust. Auch für andere Probleme haben Lehrer ein offenes Ohr. So können ebenfalls Konflikte mit Lehrern selbst schnell ausgeräumt werden, die auf Basis von Unkenntnis und somit Missverstehen der Situation entstanden sind.

     

  • Schulpsychologen und Sozialpädagogen

    Schulpsychologen und Sozialpädagogen können helfen, wenn du Probleme beim Lernen, mit Mitschülern oder Lehrern, aber auch mit Mobbing oder Gewalt hast. Sie unterstützen dich beim Aneignen von Lerntechniken sowie Strategien zur Bewältigung  schwieriger Lebenssituationen. Sie beschäftigen sich außerdem mit der Förderung eines guten Schul- und Klassenklimas sowie Sucht- und Gewaltprävention. 

  • Kinder- und Jugendpsychiater und Psychologen

    Manchmal lassen sich die Probleme nicht im unmittelbaren und persönlichen Umfeld lösen, so dass eine umfassende Untersuchung durch einen Facharzt oder Psychologen nötig wird. Dabei sind Vorbehalte auf den ersten Blick natürlich verständlich, aber völlig grundlos. So wie du bei körperlichen Schmerzen zum (Kinder-)Arzt gehst, ist es genauso normal und vor allem vernünftig, bei seelischen Problemen zum Psychotherapeuten zu gehen.

    Ein Experte kann herausfinden, woher die Angst kommt und in speziellen Therapien und Trainings zeigen, wie sie bewältigt werden könnte. Die Gespräche und Therapien können ambulant stattfinden. Das bedeutet: Man geht nur für die Dauer der Therapiestunde in die Praxis oder Klinik. Hier ist es möglich, dass am Anfang auch die Eltern oder andere Vertrauenspersonen am Gespräch teilnehmen, zum Beispiel, wenn du dich allein unwohl fühlen würdest.

    Bist du aber schon wochenlang  nicht mehr zur Schule gegangen, kann der Kinder- und Jugendpsychiater  dir empfehlen,  eine stationäre Therapie in Betracht zu ziehen. Denn häufig gibt es noch eine Reihe anderer Probleme, die zur Schulangst geführt haben und ebenso angepackt werden müssen.

     

  • Hilfe bei Salus

    In den Einrichtungen von Salus – speziell in den so genannten kinder- und jugendpsychiatrischen Institutsambulanzen - kannst du dich zusammen mit deinen Eltern vorstellen und dich von unseren Experten untersuchen und beraten lassen. Dabei wird oft deutlich, durch welche Veränderungen zu Hause, aber auch in der Schule die Angst vermindert werden kann.

    Ist eine weitere Behandlung nötig, geben sie gern Empfehlungen für  weiterführende Hilfsangebote. Zum Beispiel bietet Salus in Dessau, Salzwedel, Stendal und Wittenberg tagesklinische Therapien an. Hier verbringt man den Tag mit anderen Kindern oder Jugendlichen, die ähnliche Probleme haben wie du selbst. Manchmal  kann auch eine Behandlung in einer unserer kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken in Bernburg oder Uchtspringe sinnvoll sein.

Das könnte dich auch interessieren:

"Ich bin anders. Ist das schlimm?"

Kein Mensch gleicht dem anderen – und das ist gut so! Manche Kinder weichen aber besonders deutlich von dem ab, was allgemein als „normal“ empfunden wird. Wenn du das kennst, helfen dir vielleicht unsere Tipps, die Situation besser zu verstehen und damit umzugehen.

Mehr lesen

Kinder haben Rechte!

Unser Maskottchen Piet hat so einiges über die Rechte von Kindern aufgeschnappt. Er erzählt euch hier gern mehr darüber. 

Mehr lesen