Epilepsie

Epilepsien sind neurologische Erkrankungen, die sich durch wiederholte Anfälle äußern. Dabei ist die Nervenaktivität des Gehirns vorübergehend gestört. Die Auswirkungen für Epileptiker reichen von wenigen Sekunden Bewusstseinstrübung bis zu minutenlangen Muskelkrämpfen mit Bewusstlosigkeit. Das Anfallsbild hängt vor allem davon ab, an welcher Stelle des Gehirns die Störung entsteht und wie weit sie sich im Nervensystem ausbreitet. Betroffen sein können einzelne Hirnregionen, z. B. für Bewegung, Gefühlswelt, Wahrnehmung oder Aufmerksamkeit, aber auch das gesamte Gehirn. Epilepsien gehören zu den häufigsten neurologischen Krankheiten. Sie können in jedem Lebensalter auftreten. Gehäuft zeigen sie sich bei Menschen bis 20 Jahre und nach dem 65. Lebensjahr.

Wichtigste Fragen zur Epilepsie

  • Was sind die Anzeichen einer Epilepsie?

    Das öffentliche Bild der Epilepsie ist geprägt vom großen „Krampfanfall“. Ein Mensch spannt plötzlich die Gliedmaßen an, stürzt und wird bewusstlos. Sein ganzer Körper beginnt rhythmisch zu zucken. Häufig verfärbt sich das Gesicht blass bis bläulich, aus dem Mund tritt schaumartiger Speichel aus. Meistens dauert dieser Anfall etwa 2 Minuten. Viel weiter verbreitet ist eine Form der Epilepsie mit kurzzeitig gestörtem Bewusstsein. Hier äußert sich der Anfall in automatischen Bewegungen und merkwürdigem Verhalten. Typisch sind z. B. Herumnesteln an der Kleidung, Schmatzen, Brummen oder Lachen, ein Wechsel der Gesichtsfarbe oder des Gesichtsausdrucks. Bei einer anderen, sehr milden Anfallsart legt das Bewusstsein ohne auffällige Begleiterscheinungen eine kurze Pause ein. Der Betroffene hält für einige Sekunden mitten in der Handlung inne. Bei einigen Patienten kündigt sich ein Anfall mit Vorgefühlen an (Aura). Sie verspüren z. B. Übelkeit, nehmen Bilder, Geräusche und Gerüche sehr intensiv wahr, fühlen sich plötzlich fremd in einer vertrauten Umgebung oder meinen, eine Situation schon einmal gesehen oder erlebt zu haben.

  • Was sind die Ursachen einer Epilepsie?

    Epileptische Anfälle beruhen auf einer gesteigerten Erregbarkeit von Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen. Die Erkrankung ist nicht erblich. Andere Epilepsiesyndrome können auch genetisch bedingt sein. 

  • Wie wird eine Epilepsien diagnostiziert?

    Wichtigster Teil der Diagnostik ist das ausführliche Gespräch über die Krankengeschichte und die Art der Beschwerden. Der Patient beschreibt dem Neurologen so detailliert wie möglich seine Empfindungen beim Anfall sowie die Begleitumstände. Sehr hilfreich sind auch die Schilderungen von Augenzeugen (Angehörige, Freunde). Zur neurologischen körperlichen Untersuchung bei V. a. Epilepsie gehört in den meisten Fällen eine Elektroenzephalogramm (EEG) und eine zerebrale Bildgebung. Mit dem schmerzfreien Verfahren EEG lässt sich die elektrische Aktivität des Gehirns messen und in Diagrammkurven sichtbar machen. Hochauflösende Bilder aus dem Magnetresonanztomographen (MRT) machen beispielsweise kleinste Hirnveränderungen sichtbar. In manchen Fällen erfolgt auch eine weiterführende Diagnostik incl. Lumbalpunktion.

  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

    Epilepsien werden hauptsächlich mit anfallshemmenden Medikamenten (Antikonvulsiva, Antiepileptiker) behandelt. Zahlreiche verschiedene Wirkstoffe ermöglichen eine individuelle Therapie. Aufgabe dieser Wirkstoffe ist es, die Übererregung der Nervenzellen zu blockieren und zu verhindern, dass sie sich ausbreiten. Die meisten Menschen mit Epilepsie vertragen ihre Medikamente gut und werden ohne Nebenwirkungen dauerhaft anfallsfrei. Es braucht jedoch manchmal etwas Geduld, den passenden Wirkstoff zu finden. Helfen Medikamente nicht, kann unter bestimmten Voraussetzungen die operative Entfernung des kranken Hirngewebes eine Behandlungsoption sein. Ein Teil der Patienten profitiert von der Stimulation eines der wichtigsten Hirnnerven, des Vagusnervs. Dazu wird unter der Haut, meist im Brustbereich, ein kleines Gerät implantiert, das elektrische Impulse aussendet. 

  • Welche Folgen kann eine ausbleibende Behandlung haben?

    So unterschiedlich wie die Formen der Krankheit können die Auswirkungen unbehandelter Epilepsien sein. Einzelne epileptische Anfälle sind ungefährlich und führen auch nicht zur Zerstörung von Gehirnzellen. Länger anhaltende große „Krampfanfälle“ dagegen können eine dauerhafte Hirnschädigung verursachen. Häufige Anfälle beeinträchtigen unter bestimmten Umständen die Konzentration und das Gedächtnis. Ausschlaggebend sind die Risiken für die Patientinnen und Patienten mit Epilepsie die Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Ein Anfall kann immer und überall auftreten.  Das bringt Verunsicherung und Ängste mit sich, die Verletzungsgefahr durch unglückliche Stürze, teilweise sogar Lebensgefahr. Es sind z. B. schon Menschen mit Epilepsie beim Schwimmen ertrunken. Auch Schwierigkeiten in Schule und Beruf, in der Familie sowie Einschränkungen im Alltagsleben bleiben häufig nicht aus. Wer epileptische Anfälle hat, darf z. B. nicht Autofahren. Dem gegenüber steht die Chance durch eine Behandlung dauerhaft anfallsfrei zu werden und hierdurch den Alltag fast unbeeinträchtigt zu gestalten. 

  • Wie kann man als Angehöriger die Behandlung unterstützen?

    Zum einen sind Angehörige von an Epilepsie erkrankten Menschen eine wichtige Informationsquelle für den behandelnden Arzt. Ihre Beobachtungen helfen dabei, die Krankheit präzise zu diagnostizieren, ihren Verlauf zu kontrollieren und den Patienten bestmöglich zu behandeln. Zum anderen sollte Familie und Freunde wissen, was bei einem Anfall zu tun ist. Grundsätzlich gilt: Ruhe bewahren, mögliche Gefahrenquellen entfernen bzw. den Betroffenen vor Verletzungen bewahren, die Telefonnummer eines fachkundigen Arztes und ggf. die Notfallmedikation bereithalten. Der Anfallsverlauf selbst lässt sich von außen nicht beeinflussen. Der Versuch, krampfende Glieder festzuhalten erhöht nur das Verletzungsrisiko für den Betroffenen und den Helfer. Epileptische Anfälle sind an sich nicht gefährlich und hören meistens nach wenigen Minuten (Durchschnitt 90 Sekunden) von selbst auf. Dauert der Anfall jedoch länger als 2 – 3 Minuten, muss ein Arzt gerufen werden. 

  • Wie kann man eine Epilepsie dem Umfeld vermitteln?

    Epilepsie ist nicht gleich Epilepsie. Die meisten Menschen denken dabei an den großen „Krampfanfall“ mit Sturz, Bewusstlosigkeit und heftigen Zuckungen. Dieser ist jedoch nur eine von verschiedenen Formen der Erkrankung. Menschen mit Epilepsie sollten deshalb genau schildern wie sich die Krankheit bei ihnen auswirkt. Hinweise zu hilfreichen Verhalten während eines Anfalls geben den Menschen in ihrer Umgebung und ihnen selbst Sicherheit. Aufklärende Gespräche können auch dazu genutzt werden, mit Mythen aufzuräumen. Epilepsie ist weder eine Geisteskrankheit noch vermindert sie die Intelligenz. Zwischen den Anfällen sind die Betroffenen in der Regel ohne Symptome. Ob und mit wem sie über ihre Krankheit sprechen, hängt entscheidend davon ab, wie weit die Epilepsie das tägliche Leben beeinflusst. Wer unsicher ist, findet Rat u. a. bei behandelnden Ärzten und Therapeuten, Patientenvereinigung und Selbsthilfegruppen.

  • Welche Hilfen bietet Salus?

    Die neurologische Klinik der Salus in Uchtspringe (OT der Hansestadt Stendal) verfügt über alle Voraussetzungen, um das Krankheitsbild der Epilepsie nach dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zu diagnostizieren und zu behandeln. In unserer Funktionsabteilung erfolgen EEG-Ableitungen, EEG-Ableitungen nach Schlafentzug und auch fraktionierte EEG-Ableitungen über den Tag verteilt. Bei speziellen Fragestellungen werden in Zusammenarbeit mit dem Schlaflabor auch EEG-Ableitungen in der Nacht unter Videokontrolle durchgeführt. Weiterhin erfolgt eine neurologischen Umfelddiagnostik.

Autorin
Edda Gehrmann

Fachliche Begleitung
MU Dr. Detlev Böhm, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Schlafmedizin des Salus-Fachklinikums Uchtspringe
Dr. Juliane Jacob, Ärztin in der Klinik für Neurologie und Schlafmedizin des Salus-Fachklinikums Uchtspringe 

Hinweis
Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und erhebt nicht den Anspruch, alle Facetten der komplexen Thematik zu beleuchten. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden und  kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.