Neurologische Schmerzsyndrome: Rückenschmerzen

Rückenschmerzen gehören laut Robert-Koch-Institut zu den häufigsten Schmerzproblemen. In einer Studie zur Krankheitslast in Deutschland und seinen Regionen 2020 gaben 61,3 Prozent der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal Rückenschmerzen gehabt zu haben. Frauen berichteten davon signifikant häufiger als Männer und der untere Rücken war etwa doppelt so häufig betroffen wie der obere. Bei 15,5 Prozent der Befragten waren die Schmerzen bereits chronisch. Rückenschmerzen sind jedoch keine eigenständige Krankheit. Sie sind stark mit der Lebensweise verbunden und hängen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern zusammen. 

Wichtigste Fragen zu neurologische Rückenschmerzen

  • Was sind die Ursachen von Rückenschmerzen?

    Rückenschmerzen können verschiedene neurologische und orthopädische Ursachen haben, aber auch Ausdruck psychosozialer Probleme sein. Sehr oft werden Rückenschmerzen durch Fehlhaltungen, falsche Belastung und Bewegungsmangel hervorgerufen. Lässt sich keine eindeutige Ursache feststellen, sprechen Mediziner von unspezifischem Schmerz. Er entsteht vor allem durch Spannungen und betrifft meist Muskeln und Bänder. Auch die Schädigung von Nerven und Bindegewebe kann Schmerzen im Rücken hervorrufen. Einem deutlich geringeren Teil der Rückenschmerzen liegen krankhafte Veränderungen an der Wirbelsäule zugrunde, z. B. an den Bandscheiben, am Wirbelkanal oder den kleinen Wirbelgelenken. Darüber hinaus sind verschiedene Erkrankungen, die die Wirbelsäule und die Gelenke betreffen, mit Rückenschmerzen verbunden, z. B. Parkinson und Morbus Bechterew. Nicht zu unterschätzen ist bei Schmerzsyndromen das sensible Zusammenspiel von Körper und Seele. Psychische Belastungen, z. B. anhaltender Stress, können zu körperlichen Schmerzen führen. Umgekehrt belastet Dauerschmerz auch das seelische Wohlbefinden.

  • Wie verläuft die Diagnostik bei Rückenschmerzen?

    Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt bzw. die Hausärztin. Von dort aus werden Schmerzgeplagte wenn nötig zur weiteren Klärung in die Orthopädie oder in die Neurologie überweisen. Zur Diagnostik bei akuten und länger anhaltenden Rückenschmerzen zählen neben der Erhebung der Krankengeschichte und der allgemeinen ärztlichen Untersuchung die Bestimmung von Laborwerten, um eventuelle Entzündungen zu erkennen, sowie orthopädische und neurologische Verfahren. Die Testung der Sensibilität und Koordination, der Muskelspannung, der Reflexe und des Bewegungsvermögens der Arme und Beine kann wichtige Anhaltspunkte liefern. In beide Beine ausstrahlende Schmerzen, Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln, plötzliche Blasenstörungen, Lähmungen oder Sensibilitätsstörungen können auf ernste Ursachen der Rückenschmerzen hinweisen. Für eine ggf. erforderliche weiterführende Diagnostik kommen elektrophysiologische Methoden (z. B. Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit) und bildgebende Verfahren (MRT, CT, Röntgen) infrage.

  • Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

    Die Behandlung richtet sich nach Schweregrad und Ursache der Schmerzen. Oft erzielen physiotherapeutische und aktivierende Behandlungen, Wirbelsäulengymnastik und Entspannungsverfahren eine gute Wirkung. Zusätzlich kann eine gezielte medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln und/oder muskelentspannenden Substanzen erforderlich sein. Gehen die Rückenschmerzen mit neurologischen Funktionsausfällen einher, ist ein neurochirurgischer Eingriff abzuwägen, beispielsweise eine Operation an den Bandscheiben oder die operative Korrektur eines zu engen Wirbelkanals. Liegen psychische Belastungen als Ursache der Schmerzen nahe, ist eine psychologische bzw. psychotherapeutische Behandlung angeraten. 
    Bei chronischen bzw. chronisch wiederkehrenden Schmerzen des Stütz- und Bewegungsapparates mit deutlich eingeschränkter Lebensqualität kann eine multimodale Schmerztherapie unter ärztlicher Kontrolle hilfreich sein. Dabei werden biologische, psychische und soziale Faktoren in ihrer Gesamtheit berücksichtigt. Eine multimodale Schmerztherapie kombiniert körperliches, gedankliches und verhaltensbezogenes Üben. Elemente sind z. B. Physiotherapie, Schmerzbewältigungstraining, das Training gesunden Verhaltens, das Erlernen von Entspannungstechniken und die Vermittlung von Wissen über Zusammenhänge und den Umgang mit der Schmerzerkrankung. 

  • Welche Folgen kann eine ausbleibende Behandlung haben?

    Die Folgen einer ausbleibenden Behandlung sind abhängig von Schweregrad und Ursache der Schmerzen sowie von individuellen Voraussetzungen. Steckt z. B. eine Fehlhaltung oder dauerhafte falsche Belastung dahinter, die nicht korrigiert wird, werden die Schmerzen voraussichtlich immer wiederkehren und sich mit der Zeit verstärken. Die häufige Tendenz, durch Schonhaltungen und reduzierte Aktivität den Schmerz zu vermeiden, führt zu weiteren Verspannungen, Muskelverhärtungen und einer geschwächten Muskulatur. Bestehen bereits krankhafte Veränderungen im Bewegungsapparat, beispielsweise in den Bandscheiben, kann eine ausbleibende Behandlung zu Ausfallerscheinungen und bleibenden neurologischen Schäden führen. Schlimmstenfalls entwickelt sich eine chronische Schmerzerkrankung, die häufig auch mit seelischem Leiden verbunden ist. Halten Schmerzen über eine längere Zeit unvermindert an oder kehren regelmäßig wieder, sollte medizinischer Rat eingeholt werden. Ebenso bei ungewöhnlich starken, plötzlich auftretenden Rückenschmerzen.

  • Wie kann man als Angehöriger die Behandlung unterstützen?

    Bei Schmerzerkrankungen sind Angehörige vor allem als emotionaler Halt und Motivator wichtig. In der Therapie von Rückenschmerzen spielt meist Bewegung eine große Rolle, sei es, um den Folgen falscher Belastungen entgegenzuwirken oder um nach einem Bandscheibenvorfall die Muskulatur wieder zu trainieren. Mit einem motivierenden Begleiter an der Seite gelingt es leichter, die verordneten Übungen durchzuhalten und dauerhaft Besserung zu erreichen. Menschen mit chronischen Rückenschmerzen benötigen oft besonderen Zuspruch, um trotzdem in angepasstem Maße aktiv zu bleiben. Mit Verständnis für die krankheitsbedingten Einschränkungen lassen sich gemeinsam Strategien entwickeln, um weiter am sozialen Leben teilzunehmen. Berücksichtigen Sie jedoch stets die Tagesform Ihres Partners, Verwandten oder Freundes, respektieren Sie seine Grenzen und achten Sie auch auf Ihr eigenes Wohlbefinden.

  • Wie kann man eine chronische Schmerzerkrankung dem Umfeld vermitteln?

    „Ich hab‘ Rücken“ ist seit Hape Kerkelings Horst Schlämmer ein geflügeltes Wort in Deutschland. Rückenschmerzen, die jeder mal hat, und ein chronisches Schmerzsyndrom lassen sich jedoch nicht miteinander vergleichen. Dauerhafte Schmerzen sind eine ernstzunehmende Erkrankung und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Sie können u.a. zu gestörtem Schlaf und Erschöpfung, zu Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, sozialem Rückzug und Depressionen führen. Deshalb ist es wichtig, chronische Beschwerden frühzeitig und so gut wie möglich zu behandeln. Aufklärende Gespräche sollten sich vor allem mit den Bedingungen beschäftigen, die dem Erkrankten weiterhin ein gutes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Wer unsicher ist, wie er mit seinem Umfeld umgehen sollte, findet Rat u. a. bei behandelnden Ärzten und Therapeuten, Patientenvereinigungen und Selbsthilfegruppen.  

  • Welche Hilfen bietet Salus?

    Menschen mit akuten und chronischen neurologischen Schmerzsyndromen, z. B. Rückenschmerzen oder Schmerzen nach einem Bandscheibenvorfall, profitieren in der Neurologischen Klinik der Salus in Uchtspringe (Ortsteil der Hansestadt Stendal) von umfangreichen diagnostischen Möglichkeiten und speziellen Behandlungskonzepten. Die komplexen Schmerztherapien reichen von der gezielten medikamentösen Einstellung über individuelle Behandlungsprogramme in der modern ausgestatteten Physiotherapie bis zu psychotherapeutischer Unterstützung. Als wirkungsvoll erwiesen hat sich eine individuell abgestimmte Kombination therapeutischer Elemente in der multimodalen Schmerztherapie (wie weiter oben unter Behandlungsmöglichkeiten beschrieben) während eines stationären Aufenthaltes. 
    Die enge Vernetzung neurologischer und psychiatrischer/psychotherapeutischer Kompetenzen bei Salus wird den häufig auftretenden Wechselwirkungen zwischen Rückenschmerzen und seelischem Leiden gerecht. Die gute Kooperation mit den neurochirurgischen und orthopädischen Kliniken der Region/Uniklinik Magdeburg stellt sicher, dass alle therapeutischen Optionen, ggf. auch ein chirurgischer Eingriff, berücksichtigt werden. Ambulante fachärztliche Hilfe bietet darüber hinaus die Schmerzsprechstunde im Medizinischen Versorgungszentrum der Salus-Praxis in Stendal.

Autorin
Edda Gehrmann

Fachliche Begleitung
MU Dr. Detlev Böhm, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Schlafmedizin des Salus-Fachklinikums Uchtspringe

Hinweis
Dieser Artikel enthält allgemeine Hinweise und erhebt nicht den Anspruch, alle Facetten der komplexen Thematik zu beleuchten. Er darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden und  kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.