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20jähriges Bestehen der Salus-Tagesklinik Stendal: „Mit dem Kind kommt oft die ganze Familie.“

Das Team der Salus-Tagesklinik Stendal unter oberärztlicher Leitung von Laura Amelia Millán Ortiz (4.v.l.) arbeitet interdisziplinär zusammen. In die Diagnostik und Behandlung fließt u.a. Expertise aus Medizin und Psychotherapie, Psychologie, Pflege und Heilerziehung, Sozialpädagogik, Ergo- und Physiotherapie sowie aus dem Schulwesen ein, flankiert durch das unverzichtbare Wirken von Sekretärin und Hausmeister. In der 112jährigen Villa am Westwal 44/45, die zum Flächendenkmal der Stendaler Altstadt gehört, ist die Tagesklinik seit 2008 ansässig.
Die Mitarbeiterinnen des Erziehungs- und Pflegedienstes – hier im Bild die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen Vanessa Reschke-Lilge, Jessica Meier und Julia Obst (v.l.n.r.) – übernehmen im Rahmen der kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlung wichtige co-therapeutische Aufgaben, so zum Beispiel bei Training lebenspraktischer Fähigkeiten.
Das therapeutische Team der Salus-Tagesklinik Stendal ist interdisziplinär aufgestellt. Unter anderem bringen sich der Sozialpädagoge Martin Wollenberg, die Reha-Psychologin (M.Sc.) Sabrina Rackow-Janousch, die leitende Oberärztin Laura Amelia Millán Ortiz, die Reha-Psychologin (M.Sc.) Jaqueline Meier und die Physiotherapeutin Tatjana Gericke (v.l.n.r.) mit ihrer Expertise in die Behandlung ein.
Seit 20 Jahren dabei: Physiotherapeutin Tatjana Gericke und Hausmeister Mario Klitsch gehörten zu den Tagesklinik-Mitarbeitenden der ersten Stunde und sind der Einrichtung seit ihrer Eröffnung treu geblieben.
Stationsleiterin Ramona Horn, Oberärztin Laura Amelia Millán Ortiz und Sekretärin Simone Gaede (v.r.n.l.) freuen sich, dass pandemiebedingte Einschränkungen der tagesklinischen Arbeit allmählich auf dem Rückzug sind und zum Beispiel Probebeschulungen und Hausbesuche langsam wieder aufgenommen werden können. Auf ein großes Fest zum 20jährigen Jubiläum wird zur Vermeidung von Infektionsrisiken jedoch verzichtet.
Therapiezentrum fest in der Region verwurzelt

Hansestadt Stendal.  Die vor 20 Jahren durch das Salus-Fachklinikum Uchtspringe eröffnete Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Stendal hat sich fest im regionalen Versorgungsystem für psychisch kranke Kinder und Jugendliche verwurzelt.  Seit der Eröffnung im Mai 2002 fanden hier rund 1.700 Mädchen und Jungen medizinisch-therapeutische Hilfe, deren gesunde Persönlichkeitsentwicklung unter psychischen Störungen gelitten hat. Jungen waren mit einem Anteil von 66 Prozent häufiger vertreten als Mädchen. Die Einrichtung am Westwall 44, die zuvor bis zum Jahr 2008 in der Bahnhofstraße ihr Domizil hatte, war damit stets ausgelastet. Mitunter überstieg die Zahl der Voranmeldungen die Kapazität (derzeit 14 Therapieplätze), so dass mit Wartelisten gearbeitet werden musste. Die Tagesklinik Stendal wird als Außenstelle der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie Uchtspringe unter chefärztlicher Leitung von Dr. Beate Schell geführt, die oberärztliche Leitung obliegt der Fachärztin Laura Amelia Millán Ortiz. 
In den zurückliegenden 20 Jahren erfolgte die tagesklinische Behandlung der sechs- bis 18jährigen Patient*innen besonders häufig aufgrund von kombinierten Störungen des Sozialverhaltens und der Emotionen (26 Prozent) sowie von hyperkinetisch bedingten Aufmerksamkeits- und Konzentrationsdefiziten (18 Prozent). Diese zeigen sich beispielsweise in Lern- und Leistungsproblemen, mangelndender Akzeptanz von Regeln, aggressiven oder auch extrem zurückgezogenen Verhaltensweisen. „Die hohe Nachfrage nach therapeutischer Hilfe besteht fort, wobei wir aktuell auch Zusammenhänge mit den Folgen der Corona-Pandemie beobachten“, berichtet Chefärztin Dr. Beate Schell u.a. über eine Zunahme von Schulangst, Schulverweigerung und depressiven Entwicklungen. „Je länger die Pandemie andauerte, desto mehr Familien gerieten über ihre Belastungsgrenzen. Und wenn etwas nicht stimmt, sind Kinder besonders sensible Alarmgeber. Ihr gestörtes Verhalten ist oft ein Zeichen von Überforderung und Ängsten.“
  „Die mögliche Symptomatik ist vielfältig und individuell verschieden“, erklärt die leitende Oberärztin Laura Amelia Millán Ortiz.  „Fast immer aber spielen ungelöste  Konflikte, Spannungen und Belastungen sowie damit einher gehende Beziehungsprobleme im Umfeld eine Rolle“, verweist sie auf das komplexe Ursachengefüge, das auch durch kritische Lebensereignisse oder einschneidende Veränderungen beeinflusst sein kann. Für die tagesklinische Arbeit bedeute dies, die Interaktionen zwischen den jungen Patient*innen, ihren Eltern und anderen engen Bezugspersonen in Familie, Schule und Freizeit intensiv in den therapeutischen Prozess einzubeziehen. „Mit dem Kind kommt oft die ganze Familie. Die Bereitschaft der Erwachsenen, etwas verändern zu wollen, ist ebenso wichtig wie die Motivation des Kindes oder Jugendlichen“, verweist Frau Millán Ortiz auf das systemische Herangehen, bei dem es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Einsichten und Fähigkeiten für eine bessere gemeinsame Lebensgestaltung zum Wohle des Kindes und der ganzen Familie geht.  Die tagesklinische Behandlungsform sei dafür besonders gut geeignet: „Da die Kinder und Jugendlichen jeden Tag ins vertraute Zuhause zurückkehren und dort auch das Wochenende verbringen, nehmen die Eltern sehr direkt am Therapieverlauf teil. Es gibt tägliche Rückmeldungen. Neu Erlerntes kann im Alltag gleich erprobt  werden“, erklärt die Oberärztin, die sich nach pandemiebedingten Einschränkungen der therapeutischen Arbeit inzwischen über die Rückkehr zur Normalität in kleinen Schritten freut.   
Das Komplexprogramm der Salus-Tagesklinik Stendal umfasst verschiedene Gruppen- und Einzeltherapien. Behandelt wird, differenziert nach Alter, in zwei Gruppen. Neben fachärztlichen Unter-suchungen und Verordnungen sowie psychotherapeutisch-psychologischen Einzel-, Gruppen- und Familiengesprächen fließen vielfältige fachtherapeutische und pflegerische Angebote in die Therapie ein, um kognitive und soziale Fähigkeiten zu fördern. Dazu gehören beispielsweise Ergo- und Bewegungstherapien sowie Entspannungsverfahren. Ebenso tragen Sozialarbeit und Klinikbeschulung dazu bei, Probleme zu überwinden und das zumeist beeinträchtigte Selbstwertgefühl zu stärken. 
„Wir können uns in unserer Arbeit auch auf eine fachkundige und engagierte Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern in der Region verlassen“, verweist Oberärztin Millán Ortiz  auf das hilfreiche  Netzwerk, zu dem neben den ambulant tätigen Ärzten und Therapeuten u.a. Beratungsstellen, Schulen und Kindergärten, Jugend- und Schulämter sowie die Träger von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe gehören. 

Kurzprofil: 
Die Salus-Tagesklinik in Stendal wird als  Außenstelle der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie am Fachklinikum Uchtspringe geführt. Sie verfügt über 14 Plätze  und nimmt junge Patient*innen im Alter zwischen ca. 6 und 18 Jahren auf, bei denen sich dadurch eine stationäre  Behandlung vermeiden oder verkürzen lässt. Versorgt werden Patienten aus dem gesamten Landkreis Stendal und angrenzenden Landkreisen.
In der Tagesklinik werden nahezu alle Störungen und Erkrankungen aus dem Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie diag-nostiziert und behandelt. Die tagesklinische Therapieform kann immer dann in Erwägung gezogen werden, wenn die Patient*innen trotz ihrer seelischen Erkrankung viele alltagspraktische Anforderungen selbstständig bewältigen können und dadurch nicht gefährdet sind. Durch die Wohnortnähe ergeben sich besondere Vorteile bei der Zusammenarbeit mit den Familien und dem sozialen Umfeld. 
Der Tagesklinik angeschlossen ist das Sprechstundenangebot einer kinder- und jugendpsychiatrischen Institutsambulanz. Es richtet  sich vor allem an Mädchen und Jungen,  die über längere Zeit therapeutische Hilfe mit den Mitteln der Tagesklinik brauchen. Zur Tagesklinik geht´s hier.