Bernburg. Ausgewählte Aspekte der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) bei der Behandlung von Borderline-Störungen stehen am Mittwoch, dem 19. März 2025, ab 13:00 Uhr auf dem Programm des 4. Bernburger DBT-Netzwerktreffens im Salus-Fachklinikum. Ins Blickfeld gerückt werden u.a. Themen, die die familiären Bindungen der Patient*innen betreffen. Dazu gehört beispielsweise die Frage, wie junge Frauen mit Borderline-Störung bestärkt werden können, ihre Mutterrolle zu meistern und eine emotional positive Beziehung zum Kind aufzubauen. Ebenso wird die Einbeziehung von Familienangehörigen und anderen engen Bezugspersonen in die DBT-Behandlung thematisiert.
Zu dem Austausch eingeladen sind medizinisch und psychotherapeutisch tätige Fachkräfte, die betroffene Menschen behandeln, helfend begleiten und beraten. Das Treffen soll zugleich zur weiteren Vernetzung der regionalen Behandlungs- und psychosozialen Hilfsangebote genutzt werden. Interessenten können sich bis zum 7. März 2025 zur Teilnahme anmelden (Kontakt: Jessica Panknin, Telefon 03471 34-4367; E-Mail: j.panknin(at)salus-lsa.de). Tagungsgebühren werden nicht erhoben. Die Einladung und das ausführliche Programm sind hier abrufbar.
Das DBT-Netzwerktreffen gehört zum vielfältigen Veranstaltungsprogramm, das im Jahresverlauf 2025 dem 150jährigen Bestehen des Psychiatrie-Standortes Bernburg gewidmet ist. Dabei stehen Fortschritte und Entwicklungsperspektiven in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung ebenso im Focus wie Themen aus der wechselvollen Geschichte der ältesten psychiatrisch-psychotherpeutischen Einrichtung in Sachsen-Anhalt. Einen Überblick zum Jubiläumsprogramm kann man sich unter Jubiläumsjahr | Salus verschaffen.
Kurz informiert
Bei der Dialektisch Behavioralen Therapie (kurz: DBT) handelt sich dabei um ein wissenschaftlich fundiertes psychotherapeutisches Konzept zur Behandlung von Menschen, die von der Borderline-Störung betroffen sind. Das Verfahren kann auch bei anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden, die mit starker emotionaler Instabilität einhergehen. Die Expertise des Salus-Fachklinikums Bernburg bei der DBT-Anwendung ist seit 2023 qualitätszertifiziert. Das Gütesiegel wurde vom deutschen DBT-Dachverband auf Basis einer tiefgründigen fachlichen Prüfung verliehen. Dabei waren anspruchsvolle Kriterien zu erfüllen. Sie beziehen sich beispielsweise auf konzeptionelle Grundlagen, die Besetzung mit qualifiziertem Personal, Behandlungskapazitäten und Mindestfallzahlen. Um die Methode regional noch tiefer zu verankern, wird der Kontakt zu anderen Behandlern und psychosozial tätigen Institutionen u.a. im Rahmen der jährlichen DBT-Netzwerktreffen gepflegt. Die stationären, tagesklinischen und ambulanten DBT-Angebote im Salus-Fachklinikum Bernburg sind inzwischen nicht nur in der Versorgungsregion, sondern auch für Patientinnen und Patienten aus angrenzenden Bundesländern zu einem wichtigen Anlaufpunkt geworden.
Im Zentrum der Bordeline-Erkrankung steht eine gestörte Affektregulation. Sie geht mit hoher emotionaler Verletzbarkeit, extremen Gefühlsschwankungen und Selbstwertproblemen einher. Die Beziehungen zu anderen Menschen sind häufig durch Verlustängste, Trennungen und Wiederannäherungen belastet. Betroffene leiden unter unerträglichen Anspannungszuständen, die sie z. B. durch Selbstverletzung oder Fremdaggressivität beenden. Vielfach fühlen sich die zumeist jungen Patientinnen und Patienten innerlich leer, werden von Scham-, Schuld- und Ohnmachtsgefühlen beherrscht.
Was die Ursachen der Borderline-Störung betrifft, geht man heute von einem biopsychosozialen Zusammenwirken von genetischen Faktoren und umweltbezogenen Einflüssen wie z. B. frühen seelischen Verletzungen aus. Der Langzeitverlauf kann, wie Studien belegen, durch störungsspezifische Psychotherapie-Verfahren positiv beeinflusst werden.
Dabei eröffnet insbesondere die DBT nach Marsha Linehan gute Chancen auf einen Zugewinn an Lebensqualität: Betroffene lernen, mit den emotionalen Extremen zwischen Hoch und Tief, Nähe und Distanz, mitunter sogar Leben und Tod besser umzugehen. Dafür werden in der DBT-Therapie Fertigkeiten, sogenannte Skills, vermittelt. Sie helfen und bestärken, die inneren Krisenzustände abzubauen, ohne sich selbst oder andere zu schädigen. Es werden Strategien trainiert, mit denen die Patient*innen lernen können, ihre Gefühle im ersten Schritt zu akzeptieren und bei Bedarf auch zu regulieren. Zu weiteren Therapiezielen gehören zumeist die Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen und die Stärkung des Selbstwertgefühls.