Bernburg. Tage der offenen Tür können in Krankenhaus- und Sozialeinrichtungen nicht so häufig veranstaltet werden. Schließlich geht es hier ja in erster Linie um die Bedürfnisse jener Menschen, die behandelt, gepflegt und betreut werden. Dennoch findet das Team der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie des Salus-Fachklinikums Bernburg immer wieder Wege, um seine Arbeit auch öffentlich vorzustellen und darüber ins Gespräch zu kommen - wie zuletzt am 17. Oktober 2024. Anlass für diesen Tag der offenen Tür war das 20-jährige Bestehen des seinerzeit neu errichteten Klinikkomplexes für Kinder und Jugendliche am Standort in der Olga-Benario-Straße.
Gleich beim Auftakt, begleitet von den Begrüßungsworten der leitenden Psychologin Astrid Märtin, war der Besucherzustrom enorm. Insgesamt nutzten im Verlauf des Nachmittags nahezu 150 Interessenten die Gelegenheit, um die klinischen Einrichtungen zu besichtigen sowie die Behandlungskonzepte und verschiedene Therapiemethoden kennen zu lernen. Fachleute, die mit der Bildung, Erziehung, Betreuung und Beratung junger Menschen zu tun haben, waren hier ebenso anzutreffen wie Eltern mit Kindern, Angehörige von Patient*innen und Jugendliche mit Interesse an den beruflichen Wirkungsfeldern in der KJPPP. Sie gewannen bei den geführten Rundgängen unter anderem Einblicke in die Entspannungs-, Ergo-, Sport- und Spieltherapie, deren Ziele und Methoden durch die jeweiligen Fachtherapeut*innen umfassend erläutert wurden. Am Beispiel der Station K5 konnte nachvollzogen werden, wie die Kinder während ihres stationären Aufenthaltes leben und wie man sich die klinischen Abläufe vorstellen kann. Bei einer Mitmach-Aktion in der Ergotherapie probierten sich einige Besucherinnen und Besucher beim Basteln aus und gestalteten Dekorationen für das bevorstehende Halloween-Fest. Auch für das leibliche Wohl war mit leckerem Kuchen und Getränken bestens gesorgt. Letzten Endes konnten sich alle Beteiligten über einen rundum gelungenen Nachmittag mit vielen guten Gesprächen freuen, die auch von einer hohen Wertschätzung des hilfreichen Wirkens der KJPPP-Mitarbeitenden geprägt waren.
Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie des Salus-Fachklinikums Bernburg unter chefärztlicher Leitung von Dr. med. Kirstin Palm verfügt heute insgesamt über 60 Betten und 56 Tagesklinik-Plätze, letztere an den Standorten Dessau, Wittenberg und Bernburg. Behandelt werden Mädchen und Jungen im Alter zwischen ca. vier bis zu 18 Jahren.
Die Behandlung erfolgt - differenziert nach Alter und Störungsbild - in Gruppen. Die Therapiekonzepte sind multimodal ausgerichtet, wobei verhaltenstherapeutische und systemische Ansätze eine große Rolle spielen. Neben fachärztlichen Behandlungen sowie psychotherapeutisch-psychologischen Einzel-, Gruppen- und Familiengesprächen fließen fachtherapeutische und pflegerische Angebote ein, um kognitive und sozioemotionale Fähigkeiten zu fördern. Dazu gehören beispielsweise Ergo-, Sport- und Bewegungstherapien, soziales Kompetenztraining und Entspannungsverfahren. Ebenso tragen Sozialarbeit und Klinikbeschulung dazu bei, Probleme zu überwinden, das zumeist beeinträchtigte Selbstwertgefühl zu stärken und damit den Wiedereinstieg in KiTa oder Schule zu erleichtern.
Der Neubau der Kinder- und Jugendpsychiatrie Bernburg wurde am 8. Oktober 2004 eröffnet. Gefördert vom Land Sachsen-Anhalt, war seinerzeit ein moderner Therapiekomplex entstanden, der den vorherigen Außenstandort in der Solbadstraße ersetzte. Neben einem neu errichteten, halbrunden Hauptgebäude wurden seitlich auch die historischen Klinikpavillons „Fränkel“ und „Köppe“ einbezogen, die dafür grundlegend saniert und mit dem Neubau verbunden wurden. In Ergänzung der therapeutischen Infrastruktur kam im Juni 2008 noch eine Sport- und Freizeithalle hinzu, deren Grundstock eine alte Scheune aus dem Jahr 1883 bildete. Hintergrund ist, dass auf dem Areal der heutigen Kinder- und Jugendpsychiatrie Bernburg früher der krankenhauseigene Wirtschaftshof angesiedelt war.
Das neu erbaute Mittelgebäude der Klinik trägt seit dem 16. November 2013 den Namen „Theodor Ziehen“. Mit der Namensweihe knüpfte das Salus-Fachklinikum an die Tradition an, wonach alle Gebäude nach verdienstvollen Psychiatern benannt sind. Theodor Ziehen (1862 - 1950) war ein vielseitig gebildeter deutscher Neurologe, Psychiater, Psychologe und Philosoph. Er gehört zu den Gründungsvätern des Fachgebietes der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die ersten entwicklungspsychologischen Untersuchungen, die 1898 in die Schrift «Die Ideenassoziation des Kindes» einflossen, unternahm Theodor Ziehen in Jena. Er arbeitete eng mit den einflussreichen Pädagogen seiner Zeit Wilhelm Rein und Johannes Trüper zusammen. Im Jahr 1902 erschien der erste Teil des Buches «Die Geisteskrankheiten des Kindesalters», dem 1904 und 1906 weitere Teile folgten. Damit gelang es ihm, das erste systematische und weitgehend vollständige Lehrbuch der Kinderpsychiatrie herauszugeben.