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Gewaltprävention an Schulen: Welche Maßnahmen sind notwendig?

Fachleute im Gespräch
Die Initiatoren des Workshops zur Gewaltprävention im Austausch (v.l.n.r.): Roman Schöpp (Leiter der Gemeinschafts-/Sekundarschule „Gottfried Wilhelm Leibniz“ Magdeburg, Prof. Dr. Bernhard Bogerts (Leiter des Salus-Instituts) und Thomas Kluger (Richter am Landgericht Magdeburg)

Magdeburg. Fachleute verschiedener Professionen und Institutionen, die sich in ihrer Arbeit mit den Erscheinungsformen und Ursachen von Gewalt an Schulen befassen, haben eine weitere Stärkung der Schulsozialarbeit und der schulpsychologischen Beratung angemahnt. Sie sprachen sich weiterhin dafür aus, den souveränen Umgang mit Aggression und Gewalt gezielter in den Weiterbildungsprogrammen für Lehrerinnen und Lehrer zu verankern sowie die Vernetzung der zuständigen Institutionen zu verbessern. Abgeleitet wurden diese Empfehlungen aus den Vorträgen und Diskussionen eines Workshops zur Gewaltprävention an Schulen. Daran beteiligten sich Anfang Februar 2017 über 30 Experten, u.a. Lehrer, Schulsozialarbeiter, Sozialpädagogen, Wissenschaftler, Polizisten, Antigewalt-Trainer, Juristen und Mediziner. Die Veranstaltung wurde in Kooperation zwischen der Gemeinschafts-/Sekundarschule „Gottfried Wilhelm Leibniz“ Magdeburg,  dem Salus-Institut und eines Richters am Landgericht Magdeburg organisiert. Anliegen war es, die Diskussion über Ursachen von Gewalt an Schulen und geeignete Präventionsmaßnahmen aus einem multiprofessionellen Blickwinkel anzuregen.  

Streiflichter des Workshops:
Hat die Gewalt von Kindern und Jugendlichen untereinander sowie von Schülern gegen Lehrer zugenommen? Presseberichte über mitunter spektakuläre Einzelfälle legen dies nahe. Aber: Laut Statistik des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhaltes sind Gewaltdelikte bei Jugendlichen in den letzten Jahren rückläufig. „Das ist nicht nur durch die demografische Entwicklung, sondern in erster Linie auf effektive Anti-Gewalt-Programme für diese Altersstufe zu erklären“, erläuterte Prof. Bernhard Bogerts vom Salus-Institut. Im Vergleich der Bundesländer liege die Zahl solcher Gewaltdelikte in Sachsen-Anhalt zusammen mit Berlin jedoch immer noch am höchsten.
Dass Fälle von Mobbing und Bullying bis hin zu massiver körperlicher Gewalt keine Ausnahmeerscheinungen sind, stellte Roman  Schöpp, Leiter der G. W. Leibniz-Schule in Magdeburg, eindrucksvoll dar. Anhand eines Filmbeitrages aus Berlin zeigte er Situationen auf, in denen Lehrern die notwendige Unterstützung im Umgang mit gewalttätigen Schülern fehlte.
Dr. Katja Bach von der Informationsstelle Kinder- und Jugendschutz betonte die besondere Bedeutung einer fachkompetenten Betreuung von problematischen Schülern im Übergangsbereich von der Grundschule zu weiterführenden Schulen unter Einbeziehung der Eltern. Die Effektivität einer klientenzentrierten Jugendsozialarbeit und Jugendberatung sowie die hierfür notwendigen Strukturen zur Prävention von Jugendkriminalität wurden von Rainer Bode, Leiter der sozialpädagogischen Jugendberatungsstelle der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord, Rainer Bode, aufgezeigt. Anhand von Erfahrungen der Anti-Gewalt-Arbeit an Schulen in Niedersachsen, über die Reinhard Koch von der Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt in Brauschweig berichtete, wurde deutlich: Wirksame Programme erfordern eine breite Vernetzung von schulischen und außerschulischen Institutionen, wobei die Erziehung zu einem gewaltfreien sozialen Miteinander bereits im Kindergartenalter einsetzen sollte. Kinder- und jugendpsychiatrische Intervention sollten aus Sicht von Prof. Dr. Hans-Henning Flechtner, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Klinikum Magdeburg, nur bei eindeutiger psychischer Erkrankung eines Kindes oder Jugendlichen vorgenommen werden. Thomas Kluger, Richter am Landgericht Magdeburg, legte dar, dass die Justiz nur die letzte Anlaufstelle zur Handhabung von Gewalt an Schulen sei, manchmal jedoch unumgänglich werde, um gewaltbereiten Schülern strafrechtliche Konsequenzen ihres Verhaltens zu verdeutlichen.     

Rückfragen zur Veranstaltung können an den Leiter des Salus-Instituts, Herrn Prof. Dr. Bernhard Bogerts gerichtet werden (Telefon: 0391 60753-397, E-Mail: b.bogerts(at)salus-lsa.de).