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„Ich hatte gleich ein Strahlen im Gesicht!“

Ergotherapie-Praktikantin Sophie Schau (l.) freut sich über die Vielfalt der Erfahrungen, die sie in der Tagesförderung - so wie hier mit Bewohnerin Ina Gawlik - sammeln kann.
Sophie blickt zuversichtlich in ihre berufliche Zukunft, für die sie mit einer fundierten Ergotherapie-Ausbildung gerade den Grundstein legt.
Zu den Angeboten, die im Rahmen des Praktikums begleitet werden, gehören auch – wie hier im Bild – entspannungsfördernde Massagen.

„Girls reset the future“ steht auf dem T-Shirt von Sophie Schau. Dass dahinter auch eine zuversichtliche Lebenshaltung steckt, erschließt sich im Gespräch mit der sympathischen Ergotherapie-Auszubildenden schnell. Die 18jährige sprüht vor Begeisterung, wenn sie über ihren künftigen Beruf und ihr aktuelles Praktikum in der Tagesförderung des Salus-Wohnheims für behinderte Menschen „St. Georgii II“ Magdeburg erzählt. Kein Wunder also, dass das Team unter Leitung von Kristina Rohde bei den Planungen für den diesjährigen Boys-Day auf die Idee kam, Sophie in die Programmgestaltung einzubeziehen. Vier Jungs aus den Klassenstufen 7 bis 9 waren es schließlich, die sich von der jungen Praktikantin über deren erste Schritte in einen ebenso vielseitigen wie zukunftsträchtigen Beruf inspirieren ließen. Sophie Schau absolviert beim Europäischen Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft Magdeburg die dreijährige Ausbildung zur staatlich anerkannten Ergotherapeutin. Und dazu gehören neben den schulischen Anteilen auch integrierte Praktika im Umfang von insgesamt 1.700 Stunden. Warum Sophie auf die Idee kam, Ergotherapeutin zu werden und wie sie das Praktikum im Salus-Wohnheim „St. Georgii“ Magdeburg erlebt, lesen Sie im nachfolgenden Interview.    

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie sich für die Ausbildung zur Ergotherapeutin entschieden haben?
In der zehnten Klasse war ich auf der Suche. Eine Freundin meiner Schwester, die selbst ergotherapeutisch arbeitet, hat mir das vorgeschlagen. Dann habe ich mich schlau gemacht über die Ausbildung und alles, was dazugehört. Das klang total interessant. Also warum nicht? Mir war aber schon vorher klar, dass ich gern was im sozialen Bereich mit Menschen machen würde, also was Aktives und auf keinen Fall einen Büro-Job. 

Welchen Ausbildungsstand haben Sie inzwischen erreicht?
Mein zweites Ausbildungsjahr ist bald zu Ende, bisher war vor allem Schule dran. Im ersten Jahr gab es zwar schon mal ein Orientierungspraktikum, aber das hier bei Salus ist mein erstes richtiges Praktikum. Es läuft über zehn Wochen, da kann man viel kennenlernen. 

Wie sind Sie überhaupt auf das Salus-Wohnheim als Praktikumseinrichtung aufmerksam geworden?
Meine Schule hat da entsprechende Connections, wenn man das so sagen kann. Es gibt also Kooperationspartner, zu denen auch Salus gehört. Unsere Lehrer schlagen uns dann Praktikumsplätze vor und wir können sagen, ob uns das zusagt oder nicht. Ich habe mich für diese Einrichtung entschieden, weil es ganz interessant klang. Ja, und nun bin ich hier.

Welche Eindrücke haben Sie bisher gewonnen?
Also, meine erste Woche war gleich super. Ich hatte ein Strahlen im Gesicht und wusste, dass es toll werden wird. Man fühlt sich hier von Sekunde eins an wohl, das liegt nicht nur an den total netten Arbeitskolleginnen, sondern auch an den hier betreuten Menschen mit Beeinträchtigungen. Schon am Morgen wirst du mit einem Lächeln oder einer Umarmung begrüßt. 

Was prägt Ihren Praktikumsalltag?
Wir fördern die Menschen mit verschiedenen Angebote im gesamten Tagesverlauf. Das geht schon morgens beim Frühstück los. Manche können sich selbst ein Brot schmieren und werden von uns bestärkt, das auch wirklich zu tun und ihre Fähigkeiten aktiv zu nutzen. Andere können es nicht, da hilft man dann. Wichtig ist, auf die individuellen Wünsche einzugehen. Marmelade oder Salami? Kaffee oder Wasser? Selbstbestimmung fängt bei den kleinen Dingen an. Jeder soll tun, was er wirklich will. Das gilt auch, wenn es dann später in die kreativen Bereiche, zum Küchentraining oder in die Bewegungs- und Entspannungstherapie geht. 

Wie gefällt Ihnen diese Arbeit in der Praxis?
Ich finde gut, dass man mir hier viele Möglichkeiten zum Ausprobieren gibt und ich auch eigene Ideen einbringen kann. Wichtig ist, dass ich auch in der Einzelförderung tätig sein kann. Wenn ich mich ganz intensiv nur einem Bewohner zuwende, hilft das auch bei der Vorbereitung auf meine Sichtstunde. Das ist so eine Art kleine Prüfung, in der ich zeigen kann, was ich gelernt habe und dafür bewertet werde. Dazu gehört nicht nur, den individuell passenden Förderansatz zu finden und im Miteinander umzusetzen, sondern auch die Dokumentation selbst zu schreiben. Da ist richtig professionelles Formulieren gefragt, eben anders als in der Alltagssprache. Das muss man einfach lernen.

Sie begleiten hier Menschen mit geistigen oder mehrfachen Behinderungen. Was können die eigentlich besser als jemand, der nicht von einer Beeinträchtigung betroffen ist?
Sie sind offener und gerade heraus, finde ich. Natürlich sind auch Menschen mit Behinderung individuell unterschiedlich drauf, jeder ist eben wie er ist. Manche können schneller Kontakte aufbauen und erzählen die ganze Zeit, andere sind eher ruhig und in sich gekehrt. Aber bei den meisten gibt es kaum Hemmungen, Gedanken und Wünsche zu äußern. Diese Menschen zerbrechen sich nicht den Kopf darüber, was andere über sie denken mögen und ob es vielleicht peinlich oder unangebracht sein könnte. Diese Offenheit mag ich. 

Haben Sie schon einen Plan für Ihren beruflichen Werdegang nach der Ausbildung? In welche Richtung könnte es gehen?
Nein, das weiß ich tatsächlich noch nicht, weil ich ja noch nicht so viel Praxiserfahrung habe. Ich bin auch ganz gespannt darauf, noch andere Bereiche kennenzulernen und herauszufinden, wie es mir dort gefällt. Als Ergotherapeutin stehen einem ja viele Wege offen. Auf jeden Fall finde ich es hier in der Tagesförderung für behinderte Menschen ziemlich gut. Diese Erfahrung behalte ich auf jeden Fall im Hinterkopf. Und wer weiß, vielleicht greife ich mal darauf zurück.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!