Uchtspringe/ Singapur. Der Musiktherapeutin des Maßregelvollzugs Uchtspringe, Sandra Sinsch-Gouffi, wurde bei der Jahreskonferenz der International Corrections & Prisons Association (ICPA) in Singapur kürzlich eine besondere Auszeichnung verliehen. Der ICPA-Preis würdigt die innovativen Musikprogramme der Therapeutin für Untergebrachte, die das Grundrecht auf kulturelle Bildung und Teilhabe erfüllen. Seit der ersten Preisverleihung im Jahr 2006 geht der Award damit erstmalig an eine deutsche Einrichtung. Aus Sicht von Sandra Sinsch-Gouffi hat diese Ehre eine besondere Signalwirkung: „Es ist das erste Mal, dass der Preis nach Deutschland geht und es ist das erste Mal, dass ein Musikkonzept prämiert wird. Das zeigt, dass professionelle musikalische Arbeit in diesem Bereich kein nettes Extra ist, sondern zielgerichtet zu einem Behandlungserfolg- wie jede andere Berufsgruppe - beitragen kann.“
Auch die Einrichtungsleiterin vom Maßregelvollzug Uchtspringe, Anna Katalin Köckritz, blickt mit Stolz und Wertschätzung auf die internationale Würdigung der Arbeit ihrer Mitarbeiterin: „Frau Sinsch-Gouffi schafft es mit ihren innovativen musiktherapeutischen Ansätzen, auch Fortschritte bei Patienten zu erzielen, die vorher kaum psychotherapeutisch zu erreichen waren. Wir sind froh, dass eine solch engagierte Musiktherapeutin Teil unseres Be-handlerteams ist und freuen uns auf viele weitere musiktherapeutische Projekte, die wir gemeinsam mit Frau Sinsch-Gouffi umsetzen werden.“
Zur Begründung erläuterte die ICPA-Jury:
Sandra Sinsch-Gouffis Arbeitsbereich zählt nicht zu den klassischen Berufsgruppen im Strafvollzugssystem. Doch zeigt ihre Tätigkeit, die eng mit ihrer Forschungsarbeit im Rahmen ihrer Dissertation an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt verknüpft ist, die Bedeutung professioneller musikalischer Arbeit mit psychisch kranken Straftäter*innen für deren Genesungs-und Resozialisierungsprozess auf. In das von ihr entwickelte Konzept fließen die Arbeitsfelder Musikpädagogik, Musikgeragogik für ältere Untergebrachte, Musiktherapie und Community Music ein. Mit dem Begriff Community Music werden Gruppenprozesse bezeichnet, in denen die Teilnehmenden untereinander aushandeln, welche Musik sie wie spielen wollen. Der Zugang ist niedrigschwellig und ermöglicht auf diese Weise vielen Menschen musikalische und soziale Aktivitäten. Neben der Stärkung von persönlichen und sozialen Ressourcen der Untergebrachten wird Wert daraufgelegt, intramural das Grundrecht auf kulturelle Bildung und Teilhabe einzulösen. Das erstreckt sich ebenfalls auf Projekte und Veranstaltungen in der Einrichtung. In Kooperation mit dem MDR fand beispielsweise im März 2024 ein Konzert statt, bei dem einer der besten Rundfunkchöre Deutschlands nicht nur die Komposition eines Unterge-brachten aufführte, sondern bei dem „Adiemus“ von Karl Jenkins auch die Bühne mit einer Patientengruppe teilte.
Kurz informiert: Die ICPA (International Corrections & Prisons Association) mit Sitz in Brüssel hat den Beraterstatus der Vereinten Nationen (UN) für die Förderung des professionellen Strafvollzugs und unterstützt globale Standards und Richtlinien, um sicherzustellen, dass die Rechte und das Wohlergehen der Häftlinge respektiert und geschützt werden. Das Engagement der ICPA für die Förderung und Unterstützung von Best-Practice-Prinzipien und -Richtlinien weltweit im Strafvollzug zeigt sich auch in den seit 2006 jährlich vergebenen ICPA-Awards für herausragende Leistungen im Strafvollzug. In mehreren Kategorien gewürdigt werden Leistungen, die humanitäre Ansätze und professionelle Strafvollzugsmaßnahmen voranbringen und für Exzellenz in diesem Berufsfeld stehen.
Übrigens: Der MDR hat über die innovative musiktherapeutische Arbeit von Frau Sinsch-Gouffi einen TV-Beitrag gesendet, den Sie sich unter folgendem Link anschauen können: https://t1p.de/veu7j
Wer sich allgemein über die Musiktherapie in unserem Maßregelvollzug Uchtspringe/Lochow informieren möchte, dem empfehlen wir folgende Clips auf unserem Youtube-Kanal:https://t1p.de/4vsip , https://t1p.de/fad9v.