Wie garstig es zugehen kann, wenn eine Angstmaus, ein Wutfrosch und ein Kontraspatz in einer Dachkammer plötzlich aufeinandertreffen, war anlässlich des diesjährigen Kindertages Open Air in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Bernburg zu erleben. Puppenspielerin Kerstin Dathe zeigte das phantasievolle Stück „Der Kontraspatz“ aus dem Repertoire des Vereins „Theaterlandschafft e.V.“. Sie ließ die jungen Bernburger Patientinnen und Patienten daran teilhaben, dass sich Isolation und Streit überwinden lassen, wenn man sich öffnet und auf ein freundschaftliches Miteinander einlässt. Die Autorin und Regisseurin Rosemarie Vogtenhuber nimmt mit diesem Stück Bezug auf emotionale Probleme, die gerade Kinder im Zuge der Corona-Pandemie zu bewältigen hatten und haben.
Aber von vorn: Die kleine Maus hat sich auf dem Dachboden eines alten Hauses zurückgezogen: „Da hier niemand ist außer mir, kann auch niemand etwas falsch machen“, ist sie überzeugt und hat vorsichtshalber Warnschilder aufgestellt, die Fröschen und anderen Tieren den Zutritt streng verbietet. Daran halten sich der aufgebrachte Frosch und der widerspenstige Spatz allerdings nicht. Sie tauchen in einer stürmischen Gewitternacht als ungebetene Gäste in der Dachkammer auf … Ungebremst prallen die drei unterschiedlichen Charaktere aufeinander. Sie lassen ihrer Angst, ihrer Wut, ihren Vorurteilen und ihrer Aufmüpfigkeit freien Lauf – bis sich der verletzt hier abgestellte Kontrabass zu Wort meldet. Er will die bösen Töne nicht länger dulden und schlägt vor: „In bester Kontrabass-Manier, klär` ich dieses Schlachtfeld hier.“ Gemeinsam findet die Dachkammer-Gemeinschaft schließlich einen Weg, sich aufeinander einzulassen, gemeinsam etwas zu unternehmen, die Kraft von Freundschaft und Zusammenhalt auch mithilfe der Musik zu entdecken. Aus dem Kontra-Spatz ist zum guten Ende ein liebenswerter Miteinander-Spatz geworden.
Die Puppenspiel-Aufführung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Bernburg fällt in eine Zeit, da die Folgen der Corona-Pandemie für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zunehmend deutlich werden und sich auch im klinischen Alltag bemerkbar machen. Erst jüngst hatte die DAK in ihrem Kinder- und Jugendreport 2022 auf einen deutlichen Anstieg psychischer und psychosomatischer Störungen aufmerksam gemacht. Dabei spielen – je nach Altersgruppe – u.a. Depressionen, Angst-, Entwicklungs- und Ess-Störungen eine Rolle (Quelle: https://www.dak.de). Vor diesem Hintergrund ist das Stück „Der Kontraspatz“ eine kindgerechte Aufmunterung, sich wieder aufeinander einzulassen und gemeinsam Freude zu erleben.