Jubiläum im Maßregelvollzugszentrum Sachsen-Anhalt

Wie in allen neuen Bundesländern, war auch in Sachsen-Anhalt Anfang der 1990er Jahre das zu DDR-Zeiten unbekannte System des Maßregelvollzuges aufzubauen. Die landesgesetzliche Grundlage dafür schuf der Landtag, indem er am 9. Oktober 1992 das erste Maßregelvollzugsgesetz verabschiedete. Das 30jährige Bestehen der Einrichtungen für Forensische Psychiatrie bietet Anlass für einen Rückblick. 

Das psychiatrische Krankenhaus Bernburg wurde seinerzeit als zentrale Einrichtung mit der Durchführung des Maßregelvollzugs für suchtkranke Täter nach § 64 StGB beauftragt. Die Standort-Entscheidung hing vor allem damit zusammen, dass die Klinik bereits damals über langjährige und weitreichende Erfahrungen in der Suchtkrankenbehandlung verfügte. Nachdem anfangs unter sehr provisorischen Bedingungen gearbeitet werden musste, entstand später in drei Abschnitten ein Neubaukomplex, der die therapeutischen Bedingungen und Sicherheitsstandards auf ein zeitgemäßes Niveau brachte. Der Maßregelvollzug Bernburg verfügt heute über 179 Plätze.

Das psychiatrische Krankenhaus Uchtspringe übernahm 1992 als zentrale Einrichtung des Landes die Durchführung des Maßregelvollzugs für psychisch kranke Täter nach § 63 StGB. In den Anfangsjahren erfolgte dies auf zwei Stationen des Fachkrankenhauses, die jedoch sicherungstechnisch und funktional nicht den Anforderungen an eine forensische Klinik entsprachen.  Mit der Planung und Realisierung eines Neubaukomplexes wurden innerhalb von zwei Bauabschnitten die therapeutischen Bedingungen und Sicherheitsstandards nachhaltig verbessert. Der Maßregelvollzug Uchtspringe verfügt heute über eine Kapazität von 264 Plätzen. 76 davon werden in der 2006 eröffneten Außenstelle Lochow geführt, die nach dem Konzept eines forensischen Dorfes mit arbeitstherapeutischem Schwerpunkt entwickelt wurde.

Seit dem Jahr 2000 wird die hoheitliche Aufgabe des Maßregelvollzugs per Beleihungsvertrag unter dem Dach der landeseigenen Salus gGmbH geführt.

Und wie geht es weiter? Die Situation in den Maßregelvollzugseinrichtungen des Landes Sachsen-Anhalt ist derzeit aufgrund von Überbelegungen und anhaltendem Aufnahmedruck sehr angespannt. Daher sind an allen drei Standorten kapazitätserweiternde Baumaßnahmen geplant. Indessen wird im Maßregelvollzug Bernburg gerade der Neubau des Hochsicherheitszauns sowie des Pfortengebäudes fertiggestellt. Mit der Inbetriebnahme am 11. November 2022 wurde ein weiterer wichtiger Schritt zur Erhöhung des Sicherungsniveaus der Einrichtung vollzogen. Neben der Schutzfunktion nach außen wirkt sich die Hochsicherheitsanlage auch positiv auf die therapeutische Arbeit mit den untergebrachten Patientinnen und Patienten aus: Diese können nunmehr ungeachtet ihrer Lockerungsstufe Zugang zu allen Therapieangeboten des Maßregelvollzugs erhalten. Die Baumaßnahme wurde mit 8,8 Mio. EUR aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalts finanziert. Den erfolgreiche Abschluss des Bauprojekts wurde mit einer Würdigung des 30jährigen Bestehens des Maßregelvollzugs in Sachsen-Anhalt verknüpft. 

Arbeiten im Maßregelvollzug

In den Einrichtungen des Maßregelvollzugszentrums Sachsen-Anhalt sind fast 800 Mitarbeitende in vielen verschiedenen Berufssparten tätig. Die Fachkräfte auf Gebieten wie Medizin und Psychologie, Pflege, Heilerziehung und Fachtherapie (z.B. Ergo-, Sport-, Physio- und Musiktherapie), Sozialarbeit und Sozialpädagogik arbeiten unter fachärztlicher Leitung in multiprofessionellen Teams bei der Betreuung und Behandlung der Patienten zusammen. Dabei ist der Pflegedienst mit mehr als 500 examinierten Pflegefachkräften und Pflegehelfern die größte Berufsgruppe.

Flankiert und unterstützt wird die medizinisch-therapeutische und pflegerische Arbeit u.a. durch die Mitarbeitenden im Wachschutz, in der Verwaltung und im ärztlichen Schreibdienst sowie im Sicherheits-, Hygiene- und Qualitätsmanagement. Juristische und betriebswirtschaftliche Expertise ist in der Einrichtungsleitung vertreten, die für beide Standorte verantwortlich ist. Die Fach- und Rechtsaufsicht über den Maßregelvollzug obliegt dem Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt.

Im Maßregelvollzug tätig zu sein, ist anspruchsvoll, spannend und von hoher gesellschaftlicher Relevanz. Schließlich haben alle Beschäftigten bei ihrer Arbeit stets auch die Sicherheit im Blick. Der Maßregelvollzug soll psychisch- und suchtkranken Tätern eine angemessene Behandlung ermöglichen und gleichzeitig die Gesellschaft vor weiteren Straftaten schützen – ein Doppelauftrag. Die dafür erforderlichen Vorkehrungen beschränken sich nicht auf die äußerlich sichtbaren Schutz- und Schließsysteme, sondern sind fest in den alltäglichen Abläufen sowie im therapeutischen Denken und Handeln verankert.  Viele unserer Mitarbeitenden haben sich bewusst für dieses berufliche Wirkungsfeld bei Salus entschieden. Warum, können Sie in den nachfolgenden Interviews nachlesen, die wir im Rahmen unserer Kampagne „SAH – Das sind wir!“ aufgezeichnet haben. Neben Mitarbeitenden aus anderen Einrichtungen, die zum Verbund der Salus Altmark Holding (kurz: SAH) gehören, haben sich daran auch Fach- und Führungskräfte aus dem Maßregelvollzugszentrum Sachsen-Anhalt beteiligt.   

Björn Bühler
Stellvertretender Ärztlicher Direktor Maßregelvollzug Bernburg

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Bianca Schedletzky
Sporttherapeutin
Maßregelvollzug Bernburg

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Oliver Grell
Ergotherapeut Metallwerkstatt im Maßregelvollzug Uchtspringe

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Jan Heinrich
Pflegedirektor Maßregelvollzugszentrum Sachsen-Anhalt

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Caroline Gäde
Sozialarbeiterin im Maßregelvollzug Außenstelle Lochow

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Stefan Butnariu
Assistenzarzt Maßregelvollzug Bernburg

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Melanie Ebeling
Hygienefachkraft Maßregelvollzug Bernburg

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Silva Krebs & Christian Koch
Wachschutz Maßregelvollzug Bernburg

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