Aktuelles

Forensische Fachtagung Uchtspringe: Intensiver Austausch von Wissen, Erfahrung und innovativen Ansätzen

Mit etwa 140 Teilnehmenden fand die Forensische Fachtagung Uchtspringe große Resonanz.
In ihrer Begrüßung ging machte Anna Katalin Köckritz, Einrichtungsleiterin des Maßregelvollzugszentrums Sachsen-Anhalt, u.a. auf aktuelle Herausforderungen im Kontext mit hohen Belegungszahlen aufmerksam.
Chefarzt Dr. Felix Schneider erläuterte u.a. neue Behandlungsansätze, wie sie angesichts eines wachsenden Anteils von Patienten mit mehreren psychischen Erkrankungen notwendig sind.
Die Tradition der Forensischen Fachtagungen Uchtspringe wurde im Herbst 2003 von Dr. Joachim G. Witzel begründet, der sich jetzt nach mehr als 20jährigem Wirken als ärztlicher Leiter in den Ruhestand verabschiedet. Dieses Archivfoto zeigt ihn bei der 1. Forensischen Fachtagung am 9. Oktober 2003 mit Joe Bausch-Hölterhoff, der durch seine "Tatort"-Rolle als Gerichtsmediziner bekannt ist, hauptberuflich jedoch als Gefängnisarzt tätig war und sich der Situation psychisch kranker Häftlinge in JVAs widmete. Dr. Witzel konnte ihn seinerzeit als Referenten der Fachtagung gewinnen.
Verabschiedung von Dr. Joachim G. Witzel als Ärztlicher Direktor - Anerkennung und Dank für verdienstvolles Wirken

Aktuelle Herausforderungen und neue therapeutische Ansätze bei der Behandlung psychisch kranker Straftäter standen Mitte September 2024 im Blickfeld der diesjährigen Forensischen Fachtagung Uchtspringe. Dabei wurden Fragestellungen beleuchtet, die die diagnostische Einschätzung, Risikobeurteilung und das Risikomanagement von Personen mit mehreren psychischen Erkrankungen während und nach der Unterbringung im Maßregelvollzug betreffen. An der Veranstaltung nahmen rund 140 Expertinnen und Experten teil, darunter Mitarbeitende aus therapeutisch tätigen Berufsgruppen und Justizbehörden sowie der Vorsitzende und Mitglieder des Landespsychiatrieausschusses. Der fachliche Rahmen wurde zugleich genutzt, um das erfolgreiche Wirken von Dr. Joachim G. Witzel als Ärztlicher Direktor des Maßregelvollzugs Uchtspringe zu würdigen. Er war in dieser verantwortungsvollen Führungsposition mehr als zwei Jahrzehnte tätig und geht Ende Oktober 2024 in den Ruhestand. Dank und Anerkennung für seine verdienstvolle Arbeit bei der Entwicklung des Maßregelvollzugs Uchtspringe, die auch mit Engagement in der Forschung und wissenschaftlichen Veröffentlichungen einherging, überbrachten neben vielen langjährigen Wegbegleitern u.a. Robert Richard, Abteilungsleiter im Sozialministerium Sachsen-Anhalt. Übrigens wurde auch die Tradition der Forensischen Fachtagungen Uchtspringe von Dr. Joachim G. Witzel begründet, die erste Veranstaltung mit diesem Profil fand im Oktober 2003 statt. 

Auf dem Programm der forensischen Tagung 2024 standen vier Fachvorträge zu verschiedenen Aspekten der komplexen Thematik. Im Prolog ging Chefarzt Dr. Felix Schneider, stellvertretender Ärztlicher Leiter des Maßregelvollzugs Uchtspringe, auf die aktuellen Herausforderungen im Maßregelvollzug ein. Er erläuterte neue Behandlungsansätze, wie sie u.a. angesichts hoher Belegungszahlen und einem wachsenden Anteil von untergebrachten Personen notwendig sind, die unter mehreren psychischen Erkrankungen leiden. Dr. Schneider gewichtete dabei sowohl die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen als auch die Anforderungen an das Risikomanagement, das mit ihrer Unterbringung und späteren Reintegration in die Gesellschaft verbunden ist.
Weiterhin brachte sich Prof. Dr. Johann Steiner von der Otto-von-Guericke- Universität Magdeburg in das Programm ein. Er ging in seinem Vortrag auf verschiedene Aspekte ein, die die Erstmanifestation, Differentialdiagnostik und Verlaufsbeurteilung von Schizophrenie betreffen. Diese Erkrankung nimmt im diagnostischen Spektrum des Maßregelvollzugs nach § 63 StGB schon bislang den größten Anteil ein, die Tendenz in dieser Patientengruppe ist weiter steigend. 

Mit suchtmedizinischer Expertise bereicherte Peter Jeschke, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Vorsitzender der Ostdeutschen Arbeitsgemeinschaft Suchtmedizin e.V. die forensische Fachtagung Uchtspringe. In seinem „Doublefeature“ referierte er über Besonderheiten, die bei der Diagnostik und Behandlung von Persönlichkeiten mit Suchterkrankungen im ambulanten Bereich wichtig sind.  Im zweiten Teil seines Vortrages widmete er sich der hochaktuellen Thematik von Risiken und Möglichkeiten, die mit der Cannabis-Legalisierung bei der Behandlung von psychisch Erkrankten einhergehen, so zum Beispiel bei der Realisierung von Abstinenzauflagen.

Im weiteren Tagungsverlauf widmete sich Dr. Eike Ahlers, Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen, dem Thema von ADHS im Erwachsenenalter, wobei u.a. er u.a. auf differentialdiagnostische Aspekte und Komorbiditäten einging. Durch die umfassende Erfahrung von Dr. Ahlers in der Behandlung von ADHS und verwandten Störungen wurden wertvolle Perspektiven auf diese im forensischen Kontext bislang unterschätzte Diagnose eröffnet.

Musikalisch auf der Harfe begleitet wurde die Forensische Tagung von der Musiktherapeutin des MRV Uchtspringe, Sandra Sinsch-Gouffi. Sie ist Preisträgerin des ICPA Correctional Excellence Awards 2024, mit dem ihr innovatives musiktherapeutisches Angebot im Maßregelvollzug gewürdigt wurde.